nicht ganz das, was ich erwartet hatte

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petral. Avatar

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Der Bauer und Familienvater Tille Storkema hat schon als Kind ein sehr einschneidendes Erlebnis, mach dem er völlig alleine gelassen wird. Er wächst in einer völlig lieblosen und kalten Familie auf, heiratet dann die einzige junge Frau, die sich jemals für ihn interessiert hat, die aber auch einige seltsame Eigenheiten hat. Die beiden bekommen zwei Kinder, leben aber irgendwie einfach nur nebeneinander her. Eines Abends, als er, wie so oft, von seiner Frau sexuell abgewiesen wird, fährt er mit dem Fahrrad durch die Gegend und dabei überfällt er ein junges Mädchen, vergewaltigt und tötet sie.
Danach lebt er 13 lange Jahre weiter, als wäre nichts passiert, bis er schließlich durch eine DNA Probe, gefasst wird. Und der Autor lässt uns nun in die Gedankenwelt des Mörders , bis zu seiner Verhaftung eintauchen.

Nach der Leseprobe, die mich wirklich begeistert hat, war ich nun nach dem Lesen von "Du gehörst mir" von Peter Middendorp eher etwas enttäuscht.

Der Autor schreibt aus der Sicht des Täters, aber trotzdem bleibt einem dieser im Grunde bis zum Ende ziemlich fremd. Der Schreibstil war schwierig, oft musste man sich vieles zusammenreimen, weil es nur ganz kurz angedeutet wurde und man eben nur die Gedanken von Tille als Anhaltspunkt hatte, die aber oft ziemlich wirr und emotionslos waren.
Was mich z.B. interessiert hätte, sind auch die Gefühle seiner Frau, mich hätte interessiert, ob sie vor der Verhaftung schon etwas ahnte, oder ob Tille sogar schon Andeutungen gemacht hat. Ich habe da eine Szene ziemlich am Schluss im Kopf, als er vor dem Bett seiner Frau und der Tochter steht. Stellt die sich da schlafend oder schläft sie wirklich?
Und solche verwirrenden Szenen gibt es in diesem Buch immer wieder, es werden kurze Andeutungen gemacht, dann kommt wieder ein riesiger Sprung zu einer ganz anderen Szene oder sogar in eine ganz andere Zeit. Das machte es für mich sehr schwierig, mich zurechtzufinden, mir irgendwie zusammenzureimen , was Realität und was nur die Gedanken von Tille sind.

Es ist natürlich schwer, das alles genauer zu beschreiben, wenn man nur aus der Sicht des Täters berichtet, denn die Gedanken von dem, sind halt einfach nicht logisch. Aber als Leser hat man es dann wirklich oft nicht leicht, da durchzusteigen.
Ich bin bei diesem Buch auch irgendwie hin und her gerissen, denn einerseits ist mir vieles zu sehr im Dunkeln geblieben und ich hatte am Ende noch zu viele Fragen, die für mich unbeantwortet blieben. Es kamen zu wenige Emotionen rüber, aber andererseits ist die Psyche eines Mörders, der völlig unerkannt einfach 13 Jahre lang sein Familienleben weiter lebt, ja auch gar nicht logisch und gefesselt hat mich das Buch, trotz des schwierigen Schreibstils.
Mitleid mit Tille kam bei mir nur anfangs auf, als von seiner sehr schwierigen und lieblosen Kindheit berichtet wurde. Aber selbst dort wurde vieles nur kurz angeschnitten, z.B., dass er wohl in vielen verschiedenen Schulen war, weil er in den vorangegangen immer gemobbt (?) wurde, oder selbst aggressiv war (?). Ich wurde aus der Erzählung da einfach nicht schlau, da fehlten mir einfach mehr Details und Erklärungen.
Beklemmend fand ich es, wenn er über die Liebe zu seiner Tochter nachdachte, denn ich hatte immer Angst, dass sie irgendwann sein nächstes Opfer wird. Sein Sohn blieb völlig unsichtbar, eigentlich hatte ich da immer das Gefühl, der wird später mal die gleichen Probleme haben wie sein Vater, da er irgendwie genauso still und unbeachtet in der Familie lebt wie Tille damals.
Also Alles in Allem eine total bedrückende und deprimierende Geschichte, die ich aber dennoch gerne gelesen habe.