Verschenktes Potential

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leseclau Avatar

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Das Buch ist toll aufgemacht. Die Farbgestaltung und die Fotos gefallen mir sehr gut.

Leider hat die so aufgeschriebene Geschichte (noch) nicht das Format eines ganzen Buches. Während einzelne Details aus Kindheit und Jugend ausführlich erzählt werden, fehlen mir dann während der Laufgeschichte Einzelheiten, die das Buch interessanter und ausgereifter gemacht hätten.
Zunächst geht es wild durcheinander. Kindheit, Jugend, Erwachsenenleben, Diagnose,… alles wird in den Kapiteln verarbeitet. Vieles (der alkoholabhängige Exfreund zum Beispiel) in mehreren Kapiteln. Auch Raphael, Läuferguru, Vorbild, Kraftquelle wird ausführlich und heldenhaft in fast allen Kapiteln beschrieben. Welchen Anteil aber das Umfeld hat, wie es ihrem Freund damit geht, plötzlich Unterstützer ihrer Laufbegeisterung zu werden, wie Freunde damit klarkommen, dass sich plötzlich alles nur noch ums Laufen dreht, wird nicht beschrieben. Bei einer Geschichte über das eigene Leben ist es schade, wenn gerade solche Emotionen ausgespart werden.

Und das Antje Emotionen beschreiben kann, beweist sie, als sie über ihren großen Lauf durch die Wüste berichtet. Spürt man in den Laufberichten vorher noch deutlich, dass sie mit Sport und dem Laufen insbesondere nicht viel am Hut hatte und sich erstaunlicherweise außer mit Raphaels Buch auch mit vielen laufbegleitenden Dingen nicht auseinandergesetzt hat, ist sie jetzt angekommen. Die einzelnen Etappen werden toll beschrieben und man leidet und freut sich mit. In dieser Detailtiefe, mit diesen Emotionen und Gedanken hätte ich mir auch die vorigen Kapitel gewünscht.

Dennoch ist es beeindruckend, wie sich Antje durchkämpft, um sich ihren großen Wunsch zu erfüllen.