An ihren Schuhen sind sie zu erkennen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mammutkeks Avatar

Von

Vieles in diesem neuen Thriller von Peter James dreht sich um Schuhe, nicht um die klassischen Alltagstreter, sondern um hochwertige Designerschuhe - von denen ich mal so gar keine Ahnung habe. Deshalb kann ich mit dem uns Frauen vielfach angesagten Schuhtick als Aufhänger nicht so arg viel anfangen. Vor allem, weil James nicht der Erste ist, der auf Jimmy Choos und Co. setzt bei seiner Verbrecherjagd.

Trotzdem fühlte ich mich von James und seiner Hauptfigur, Detective Superintendent Roy Grace, ganz gut unterhalten. Dies liegt vor allem am weitläufig genutzten Mittel der Erzähl- und Perspektivwechsel. Nicht nur Grace erzählt aus der Vergangenheit, als er 1997 versuchte, den als "Schuh-Dieb" bezeichneten Vergewaltiger und mutmaßlichen Mörder an der jungen Rachael Ryan dingfest zu machen. Auch Jak und ein weiterer Schuhfetischist werden bemüht, aus ihrer Perspektive und der Vergangenheit zu berichten. Daneben kommt natürlich auch die Jetztzeit nicht zu kurz. Denn die Parallelen zwischen dem "Schuh-Dieb" und den aktuellen Vergewaltigungsfällen sind deutlich vorhanden, wobei es auch Unterschiede gibt, da aktuell immer beide Schuhe und nicht nur einer mitgenommen werden.

James erzählt routiniert, nutzt die für sein Genre üblichen Mittel - und trotzdem fehlt es dem Roman an Pageturnerqualitäten, an durchgängiger Spannung. Routine ist leider nicht alles, kann inhaltliche Schwächen nicht überdecken, wie z.B. die Frage, warum das Verschwinden von Graces Frau so breiten Raum einnimmt, warum ein Bedrohungsszenario an Graces neuer Freundin Cleo zunächst aufgebaut, dann aber nicht verfolgt wird.

Insgesamt ein Roman, von dem nicht viel hängen bleiben wird - vielleicht außer der Gewissheit, weiterhin kein Schuhfan zu werden.