Der Mörder steht auf Prada

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Mit „Du sollst nicht sterben“ katapultiert uns Peter James schon mitten in den sechsten Fall des Brightoner Detective Superintendent Roy Grace hinein, der diesmal erstmals teilweise aus einem Cold-Case-Fall besteht:

1997 versetzte der sogenannte „Schuhdieb“ Brighton in Angst und Schrecken, da er sechsmal hintereinander zuschlug, indem er die jungen Damen zunächst vergewaltigte und dann ihre Designerschuhe sowie die Slips stahl. Bei seinem sechsten Opfer allerdings geriet der Vergewaltigungsversuch schließlich außer Kontrolle und er ermordete die junge Rachael Ryan. Danach verschwand der Mörder und ward nie wieder gesehen.

Roy Grace ist nun, zwölf Jahre später, in höchste Alarmbereitschaft versetzt, als im noblen Brightoner Metropole Hotel am Silvesterabend wieder eine Dame vergewaltigt wird und der Dieb sich ihrer Schuhe bemächtigt. Nur allzu deutlich sind die Parallelen zu den damals nicht aufgeklärten Fällen und es hat den Anschein, als sei der Serienvergewaltiger einfach so wieder aus der Versenkung aufgetaucht und fängt da an, wo der damals vor vielen Jahren aufgehört hatte …

Peter James mutet dem geneigten Leser keine leichte Kost zu, da die im Roman beschriebenen Vergewaltigungsszenen und das damit verbundene Leid der Frauen wirklich grausam sind. Völlig zu Recht weist er deshalb bereits im Buch und auch später im Nachwort auf die dezidiert schwierige Problematik einer Vergewaltigung hin, bei der der Täter oftmals ungeschoren davonkommt, weil sich die Frau für das entstandene Leid geniert und folglich lieber schweigt, als sich an die Polizei zu wenden. Diese Fokussierung auf ein schwieriges kriminalistisches Kapitel verdient viel Lob und auch der Hinweis im Nachwort von „Du sollst nicht sterben“ ist wirklich gelungen. Hier leuchtet James das schwierige Thema noch einmal auf und ruft zur Unterstützung eines Programms auf, das Vergewaltigungsopfer wieder aufbaut.

Allerdings darf, neben diesem tabuisierten  Thema auch nicht der Hauptteil des Romans, nämlich der Plot vergessen werden. Rückblickend wie in keinem anderen Buch erzählt James von der verzweifelten Such nach der verschwundenen Rachael Ryan und der Ehe zwischen Sandy, seiner nunmehr verschwundenen Ehefrau, und Roy Grace, die durch das Verschwinden des Mädchens einer Belastungsprobe ausgesetzt wird. Geschickt wechselt James zwischen Vergangenheit und der Gegenwart, in der es für den DS langsam ernst wird, da seine große Liebe Cleo, die das gemeinsame Kind erwartet, mit der Hochzeitsplanung beginnt.

Ist soweit „Du sollst nicht sterben“ wirklich gut gelungen, hat es Peter James für mein Empfinden an einigen Stellen wirklich übertrieben. Jonglierte er von Buch zu Buch mit zunehmenden Erzählsträngen und Protagonisten, nimmt das bei diesem Buch wirklich überhand und war mir zu viel. Auf den ersten hundert Seiten beginnt James mit zu vielen Handlungselementen und stattet sein Ensemble noch mit drei (!) schuhfixierten Fetischisten aus, was bei mir persönlich den Eindruck entstehen ließ, dass er diesmal einfach ein Stück weit über das Ziel hinaus geschossen ist. Auch finden, ohne hier auf das Ende eingehen zu wollen, nicht alle Fäden zu einem stringenten Schluss zusammen und einige Handlungsfäden bleiben etwas im luftleeren Raum hängen. Das hätte man besser lösen können.

Fazit: Ein schwieriges Grundthema, das viel Lob verdient, allerdings ist die Umsetzung nicht so richtig gelungen und James hat schon stärkere Roy-Grace-Bände abgeliefert, weshalb ich eineinhalb Sterne abziehe!

 

Bücher sind wie Schiffe, die das Meer der Zeit durchsegeln (Francis Bacon)