Stilettos - eine gefährliche Falle

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theresia626 Avatar

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Detective Superintendent Roy Grace beschäftigt sich Silvester 2009 mit Akten ungeklärter Verbrechen. Eine neu gebildete Sondereinheit nimmt demnächst ihre Arbeit auf, hierfür müssen die Akten gesichtet und sortiert werden. Dabei stößt er auf einen ungeklärten Fall aus dem Jahr 1997, der ihn persönlich sehr beschäftigt hat und den er trotz intensivster Bemühungen nicht lösen konnte. Ein Schuhdieb soll damals fünf Frauen in der Gegend von Brighton vergewaltigt und das sechste Opfer, dessen Leiche nicht gefunden wurde, getötet haben.

Am Neujahrsmorgen erhält Grace von Detective Alcorn die Nachricht, daß in dem eleganten Metropole Hotel in Brighton eine Frau brutal vergewaltigt wurde. „Anscheinend fehlen einige Kleidungsstücke des Opfers. Sieht so aus, als hätte der Täter sie mitgenommen. Vor allem die Schuhe.“ Wenige Tage später wird eine weitere Frau angegriffen. Grace glaubt nicht an einen Zufall und die Operation Schwertfisch nimmt ihre Arbeit auf.

„Du sollst nicht sterben“ ist ein flüssig zu lesender und sehr gut recherchierter Thriller, nicht nur in den Schuhgeschäften der großen Designer, sondern auch was die Polizeiarbeit der ermittelnden Detektivs angeht. Das hat mir gut gefallen, fühlte ich mich regelrecht in den großen Kreis der ermittelnden Detectivs um Roy Grace mit aufgenommen. Die recht kurz gehaltenen Kapitel wechseln öfters zwischen den Jahren 1997 und 2010 und handeln in der gleichen Monaten, nämlich Ende Dezember/Anfang Januar. Nach den ersten Kapiteln werden dem Leser drei Verdächtige präsentiert, die in der Verbrechenshochburg Brighton nach dem gleichen Verhaltensmuster ihr Unwesen treiben. „…12. Januar: …am Montagmorgen war Roy Grace in düsterer Stimmung. Das neue Jahr war noch keine zwei Wochen alt, und schon hatte er drei brutale Vergewaltigungen aufzuklären.“ (S. 190) Wie später erkennbar wird, haben die Täter fast alle annähernd den gleichen Background. Der erfahrene Krimileser hat den seit Jahren gesuchten Schuldigen schnell im Visier, das hat mich aber nicht weiter bei der Lektüre gestört.  Zu schnell (nämlich in 20 Tagen) löst die Einheit den Fall, was trotz des technischen Fortschritts und der sehr geringen Aufklärungsrate bei Sexualdelikten unwahrscheinlich erscheint, auch wenn ein glücklicher Umstand die Wende in diesem Fall bringt. Nicht nur die teuren Designerschuhe werden den Opfern zum Verhängnis, sondern auch ihre Vorlieben, sich über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter der ganzen Welt zu präsentieren. Ein wahres Eldorado für Psychopathen.

Peter James hat sich von einem in England ereigneten wahren Fall inspirieren lassen, so daß das Szenario der Vergewaltigungen noch erschreckender erscheint. Daß ein Mann schon mal bei den verschiedenen Schuhen den Überblick verliert und Stiefel mit Pumps verwechselt, sei ihm verziehen, vielleicht ist es auch ein Übersetzungsfehler. Das Cover ist gut gewählt und führt in Versuchung, den Täter in der Nähe des Wassers zu suchen. Am Ende bin ich etwas ratlos zurückgeblieben, da der Autor trotz kluger Raffinessen und Wendungen sein Werk nicht zu einem für den Leser befriedigenden Ende bringt und selbst an Roy Grace der Zweifel nagt. (S. 392). Hierauf will ich nicht näher eingehen, da ich sonst zuviel verraten würde. Peter James hält sich vermutlich die Tür für eine weitere Fortsetzung offen. Ich wurde gut unterhalten und kann für alle Fans der Serie eine Empfehlung aussprechen.