Geheimnisse im Hinterhof Amerikas

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buecherfan.wit Avatar

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Joe R. Lansdales schon zehn Jahre alter Roman “Ein feiner dunkler Riss” spielt - wie “Dunkle Gewässer” - in East Texas im fiktiven Ort Dewmont am Sabine River, in der Gegend also, in der auch der Autor aufgewachsen ist. Dort ist die Familie des 13jährigen Stanley Michael Mitchel junior hingezogen. Stans Vater, ehemals Mechaniker, hat ein altes Autokino mit Imbiss gekauft. Der Junge liebt Filme, Comics und seinen Hund Nub. Er hat eine 16jährige Schwester - Callie -, die gerade großen Ärger mit ihren Eltern hat. Stan ist für sein Alter noch sehr naiv, glaubt, mit der Welt sei alles in Ordnung, obwohl sogar er die Anzeichen, dass dies nicht so ist, nicht ignorieren kann.

Eines Tages findet er in der Nähe des elterlichen Grundstücks eine vergrabene Metallkiste mit Liebesbriefen von M an J, die aus dem Jahr 1942 stammen. Später entfdeckt er zusammen mit seiner Schwester die Reste eines alten Hauses. Stans Neugier ist geweckt.

So beginnt eine Abenteuergeschichte mit Elementen eines Krimis, die gleichzeitig eine Geschichte vom Erwachsenwerden und vom Verlust der Unschuld ist, erzählt aus der Perspektive des Jungen. Wieder zeigt der Autor - wie schon in “Dunkle Gewässer” - ein zurückgebliebenes, ländliches Amerika, wo die Menschen in Armut und Hoffnungslosigkeit leben, denn der kurze wirtschaftliche Aufschwung nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie nicht reich gemacht. Es gibt viel Gewalt, auch in den Familien, und Prügel sind fester Bestandteil der Erziehung. Es ist die Zeit der Rassentrennung. Farbige sind “Nigger”, minderwertige Menschen, und auch Frauen genießen geringe Wertschätzung. Dennoch gibt man sich nach außen gottesfürchtig und fromm. Lansdale scheint auch in diesem Roman eine spannende Abenteuerhandlung mit einer Sozialstudie zu verbinden.

Mir hat “Dunkle Gewässer” sehr gut gefallen, und ich bin gespannt auf den “neuen” Roman.