Ein Schreckens-Szenario ...

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cellissima Avatar

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Inhalt
Irgendwo in Kalifornien, an einem vermeintlich ganz normalen Tag: die Eheleute Joel und Helen sitzen mit ihrer 11-jährigen Tochter Julia am Frühstückstisch, als alle zum Fernseher rennen. Die Nachricht, die verbreitet wird, klingt unglaublich: die Erdrotation verlangsamt sich spürbar und dramatisch!
Von einem Moment zum anderen ändert sich alles - erst schleichend, dann so deutlich, dass niemand es nicht merken kann: die Minuten, Stunden und Tage werden immer länger, Tag und Nacht sind kaum noch zu unterscheiden; alle warten irgendwie auf das Ende der Welt. -Nicht unberechtigt, denn Tieren und Menschen widerfahren unerklärliche, schreckliche Dinge ... : das Wetter ändert sich extrem, Erdbeben und Tsunamis sind möglich, Menschen, Tiere und Pflanzen sterben, und auch sonst bleibt auf der Erde nichts an seiner Stelle ...
Inmitten dieser Ereignisse passieren noch weitere Dinge: Julia erlebt ihre erste Liebe. Ihr Vater verlässt seine Familie für die Klavierlehrerin. Ihre Mutter wird depressiv. Ihre engste Freundin zieht weg.
Was passiert, wenn so plötzlich und unerwartet alles um einen herum dermaßen aus den Fugen gerät? Kann das Leben dennoch weitergehen? Kann es normal weitergehen?

Meine Meinung
Was für ein Roman! Der wird noch lange nachklingen.
Titel und Cover sind etwas irreführend, weil sicher ein Teil der Leser dahinter einen positiven Roman, quasi ein Stück heile Welt, erwartet. -Das ist "Ein Jahr voller Wunder" nicht wirklich: die Geschichte wird aus der Sicht von Julia erzählt. Die Ereignisse sind unerwartet, unbegreiflich, beängstigend. Es beginnt eine Reise ins Ungewisse ...
Karen Thompson Walker lässt Julia ebenso erzählen: sehr nüchtern, teils abgeklärt, teils aber auch so, dass sich ihre Gedanken, Sorgen und Ängste, die Trostlosigkeit und Verzweiflung der Menschen direkt auf den Leser übertragen.
Ob man will oder nicht: es macht sich beim Lesen eine große Beklemmung in einem breit. Man kann das, was man liest, kaum fassen. Man fragt sich, wie man wohl reagieren würde, wenn diese Geschichte Realität werden und einem selbst widerfahren würde.
Dennoch sollte man diesen Roman lesen - denn er ist selbst ein kleines Wunder. Selten trifft man auf solch einen Erzählstil, der einen so tief in die Geschichte hineinsaugt und so betroffen macht.
Und inmitten all dieser besorgniserregenden Entwicklungen gibt es ja auch kleine Lichtblicke, ein Leuchten: etwa das erste Verliebtsein Julias.
Obgleich die Handlung nicht im eigentlichen Sinne action-geladen ist, ist die Geschichte keinesfalls langweilig: denn nur oberflächlich betrachtet zieht sich die Zeit wie Kaugummi und geschieht wenig.
Tatsächlich brodelt es unter der Oberfläche, passiert unglaublich viel, überschlagen sich die Ereignisse: in der Natur, in der Tierwelt, bei den Menschen, zwischen den Menschen ...
Ein Roman der leisen Töne, der dabei aber immer tief und durchdringend ist.
Und ein Roman voller schöner, wahrer Zitate!

Fazit
Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. Völlig zu Recht ein New-York-Times Bestseller!
"Ein Jahr voller Wunder" ist fesselnd und bewegend - ich habe es innerhalb weniger Stunden verschlungen.