Kein Schlusspunkt in der Traurigkeit

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clara_fall Avatar

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Elly ist die Haushälterin der jüdischen Familie Sternberg. Immer dunklere Wolken ziehen Ende der 30er Jahre in Deutschland auf. Angst und Unsicherheit beherrschen das jüdische Leben und auch bei Sara und Hanns Sternberg kommt es zu heftigen Differenzen in der Frage, wie es weitergehen soll. Als es zur Verhaftung der beiden kommt, findet Elly blitzschnell Mittel und Wege, um wenigstens ihren Sohn Leon zu verschonen. Fortan steht Leon in Ellys Leben an erster Stelle.

Elly ist eine zwiespältige Person und das hat mir das Lesen des Buches nicht einfach gemacht. Vom leichten Mädchen aus Berlin wird sie zu einer Bäuerin in der Eifel. Einerseits ist sie bereit, Kompromisse einzugehen, wenn es um Leons Wohlergehen geht, andererseits geht sie schonungslos mit den Menschen um, die bereit sind, ihr zu helfen. Manchmal zeichnet sich etwas Liebe auch für andere ab - so holt sie zum Beispiel ohne Wenn und Aber den jüngsten Sohn der Bauernfamilie aus dem Kloster zurück nach Hause, lässt ihn aber genauso zurück wie alle anderen der Familie, als sie meint, dass es Zeit ist, nach Berlin zurückzukehren. Auf der einen Seite kann sie unerbittlich sein und versteht es die Führung zu übernehmen, aber dann lässt sie sich wieder von einer Gruppe Flüchtlinge, die auf dem Hof eingezogen ist, völlig entmündigen. Diese Gegensätze machen Elly für mich nicht zur Heldin - im Gegenteil, sie wirkt schwach und lieblos. Ohne die Hilfe ihrer Schwestern oder anderer Wegbegleiter wäre sie orientierungslos und würde nicht einmal bemerken, wie sehr sie ihre Lieben verletzt.

Ein schwieriges Buch, was ich nicht als Erstes nennen würde, wenn ich nach meinen Lieblingsbüchern aus dieser Zeit gefragt werden würde. Das Cover ist sympathisch, aber mit dem Untertitel "Die Geschichte einer heimlichen Heldin" gehe ich nicht mit. Die Erzählung ist sicher gut gemeint, aber ob man Herzen damit berühren kann, ist fraglich.