Auf gute Art extrem

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
annamichalea Avatar

Von

Zu dem Buch fiel mir spontan erst einmal gar nichts mehr ein. Alle Erwartungen wurden nicht erfüllt. Die waren auch vermutlich zu sehr an Stereotype gebunden.
Das Cover: erinnert mich an Bob Ross, dieses Mysterium, dass ein längst verstorbener und vermutlich auch mittelmässiger Maler immer noch im TV zu sehen ist und die ganze "Kunstszene" für manche verkörpert.
Dann vom Covertext: Der Autor wird hier als gehobener Unterhaltungskünstler kommentiert. Ob ich das lesen will, so was "gehobenes"?
Nichts, aber auch gar nichts davon nimmt man mit ins Buchleseerlebnis.
Das Buch hat so viele Facetten, ich will neben dem total schönen Leseerlebnis ein paar vorstellen.
Das Spiel mit der Sprache gefällt mir. So wird einmal von naturtrüben Blusen geschrieben, die Vorstellung der damit verbundenen Person ist so breit gefächert und trifft doch punktgenau ohne es benennen zu können.
Ein andermal wird eine der Personen als Das Einstecktuch beschrieben und auch so genannt. Geniale Vorstellung und Präsentation der Person inclusive des Charakters.
Besonders gefallen und auch nachhaltig ernst genommen habe ich einen Abschnitt, in dem eine Anleitung ein Bild zu betrachten gegeben wird. Hier schien es mir ernst gemeint und weder ein kommerzieller noch satirischer Unterton schwang mit.
Eine grosse Bandbreite an Themen spielt eine Rolle, von sozialem Wandel und Geschlechtergerechtigkeit bis zur Ausbeutung im Mittelalter und heute (am Beispiel LKW Fahrerlohn). Dabei wieder Sprachspiele wie Gendermainstreaming definierte Zuschreibung und Geschlechterrolle...
Das Buch ist so breit gefächert wie der Werdegang des Autors: vom Kirchenmusiker in Hamburg über Obdachlosenhelfer in New York schreibt er nicht nur, er übersetzt auch aus dem Isländischen. Welche Nische!
Insgesamt erfüllt sich aber auf heitere und doch anspruchsvolle Art das Klischee um die Kunst von selbst.