Persiflage auf die Bildungselite

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mrschaosqueen Avatar

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Kristof Magnusson hat mit "Ein Mann der Kunst" eine wundervoll bissige Persiflage auf das Bildungsbürgertum und die deutsche Kulturszene geschrieben.
Wir befinden uns in Frankfurt, mitten im Zentrum der deutschen Kunstszene eines renommierten Museums. Das Museum möchte gerne anbauen und den Neubau einem einzigen Künstler widmen, dem misanthropischen und zurückgezogen auf einer Burg lebenden KD Pratz. Nun muss nur noch der Förderverein überzeugt werden, weshalb eine Expedition zur Burg des Künstlers angestrengt wird.
Mit einer liebevollen Ironie werden hier die einzelnen Charaktere des Fördervereins sowie des Museums beschrieben, wobei keiner verschont bleibt. Durch Verweise auf aktuelle Künstler wie Marina Abramovic bzw. andere Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, gewinnt die Handlung ungemein an Authentizität und Glaubwürdigkeit, sodass ich beim Lesen einige Male Institutionen (wie etwa das Museum) gegoogelt habe.
Einziger Wermutstropfen ist für mich das Ende, welches mir dann doch ein wenig zu harmonisch und Friede-Freude-Eierkuchen mäßig daherkommt. Schon die seltsame Annäherung des Künstlers mit dem Ich-Erzähler mutet da etwas absonderlich an, die gemeinsame Installation und Eröffnungsfeier in New York waren dann jedoch endgültig zuviel des Guten (für meinen Geschmack).
Alles in Allem aber dennoch eine leichte und empfehlenswerte Lektüre, bei der man sich in so mancher Figur auch selbst wiedererkennt und ertappt fühlt.