Tragisch, aber urkomisch

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Auch wenn es gefühlt eine halbe Ewigkeit her ist, kann sich bestimmt jeder von uns noch bestens an den Coronalockdown im Jahr 2020 erinnern. Zu Hause bleiben, Maske tragen und Spazieren gehen als neues Hobby etablieren. Für „Ein Mann zum Vergraben“ von Alexia Casale könnte es kein besseres Setting geben.

Was ist passiert?
Sally hat im Lockdown ihren Mann Jim mit einer Bratpfanne erschlagen. Ähnliches geschieht in unmittelbarer Nähe und fast zur gleichen Zeit bei Ruth, Samira und Janey. Damit haben die vier Frauen eins gemeinsam: vier tote Ehemänner, deren Leichen irgendwie verschwinden müssen. Denn keine von ihnen hat Lust, im Gefängnis zu landen. Aus einer Art Gefängnis haben sie sich nämlich gerade erst befreit, denn schnell stellt sich heraus, dass die Frauen noch mehr verbindet: das furchtbare Schicksal unter der häuslichen Gewalt ihrer Männer gelitten zu haben.

“Ein Mann zum Vergraben“ ist trotz der Tragik, die das Thema mit sich bringt, eine urkomische Geschichte, die neben Empörung und Humor viel Spannung zu bieten hat. Die Autorin versteht es sowohl, die Spannung immer weiter aufzubauen und zu halten, als auch das ganze Vorhaben der Frauen logisch nachvollziehbar zu gestalten. Das kommt mir bei manchen Krimis oft zu kurz. Hier liegt zwar kein klassischer Krimi vor, “Ein Mann zum Vergraben“ hätte aber absolut das Zeug dazu. Der Roman umfasst so viele Aspekte, die mich ihn kaum haben aus der Hand legen lassen, dazu zählen auch die unterschiedlichen Charaktere und ihre Backgrounds. Es ist spannend zu beobachten, wie sich die Frauen in ihrer neugewonnenen Freiheit und Freundschaft entwickeln. Bleibt nur die Frage offen, ob ihnen das am Ende nicht zum Verhängnis wird. Ich kann nur empfehlen, das selbst herauszufinden.

Bemerkenswert fand ich im Übrigen auch das sehr informative und zugleich erschreckende Nachwort der Autorin, auf das sie allein acht Seiten verwendet hat. Darin macht sie noch einmal ganz deutlich, was sie mit dem Buch erreichen will: „Ich will die Menschen zum Lachen bringen - und dann zum Nachdenken. Gewalt von Männern gegen Frauen und Mädchen ist eine Pandemie, die selbst Corona in den Schatten stellt, wird aber nur zu einem Bruchteil dessen wahrgenommen und bekämpft.“