Die leisen Töne

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Berlin in den 80er Jahren: Der Zufall führt Anja und Lili zusammen. Zwei Frauen, die unter normalen Umständen wohl kaum zusammen gefunden hätten. Anja ist ein 18jähriges Mädchen, das gerade erst in ihr Leben gestartet ist, während Lili, die alte Dame, schon auf ein bewegtes Leben zurückblickt. Gemeinsam blicken die beiden in die jüngere und ältere Vergangenheit und können viel voneinander lernen und profitieren.
Zu einem verbindenden Element zwischen den beiden wird das Porzellan und die Königliche Porzellanmanufaktur in Berlin.

Tom Sallers Roman „Ein neues Blau“ entführt den Leser in eine ganz neue Welt. Es geht nicht nur um die Geschichte der Königlichen Porzellanmanufaktur, sondern auch das Thema Identität und Schuld spielt eine wichtige Rolle.
Beide Zeitebenen sind für mich historisch, denn auch die spätere Ebene spielt noch vor meiner Geburt.

Tom Saller erzählt sehr gefühlvoll und intensiv aus dem Leben der beiden Frauen. Dabei liegt der Schwerpunkt eindeutig auf Lilis Geschichte in der Vergangenheit. Ab und zu hätte ich mir mehr von Anja gewünscht, die so direkt und etwas „rotziger“ als die sehr beherrschte Lili. Allerdings ist Lilis Geschichte historisch gesehen doch etwas interessanter.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die verschiedenen Zeitebenen auch von verschiedenen Sprecherinnen gelesen werden, die den Charakter der Protagonisten sehr gut rüber bringen.

Wer Lust hat auf ein Buch über Porzellan, japanische Teekunst, Identität, Religion, Nationalsozialismus, Schuld, Freundschaft und die Irrungen des Lebens, der sollte zu Tom Sallers „Ein neues Blau“ greifen. Das Buch besticht zwar nicht durch eine rasante Handlung, dafür aber mit vielen leisen klugen Tönen.