Ein neues Blau - und sehr viel Hin und Her

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Ein neues Blau - eigentlich ein Farbton, der im Prolog gerade in der Königlich Preußischen Porzellanmanufaktur entwickelt wird, und der "der blaue Faden" der Geschichte sein soll - dachte ich nach dem Prolog.


Lili, geboren nach der Jahrhundertwende, Kind eines jüdischen Vaters, früh die Mutter verloren an der Spanischen Grippe, liebevoll und behütet von ihrem Vater und dessen Freund und Geschäftspartner Takeshi aus Japan im Berlin nach dem 1. Weltkrieg aufgezogen. Wohlsituiert, so dass ihr ein Studium ermöglicht werden kann, sie ihr Leben plant - und dann doch alles verliert.

Anja, ein junges Mädchen in Berlin, 1985, allein und verloren scheint sie zu sein, die Eltern kurz vor der Trennung, Anja hilflos, sucht den Boden unter ihren Füßen.

Diese zwei Frauen lernen sich 1985 kennen, Anja soll Gesellschafterin von der alten Dame Lili Kuhn sein. Nur durch ihr bloßes "Füreinander Dasein und Zuhören" helfen sie sich gegenseitig und freunden sich an.

Eigentlich eine schöne Geschichte, viel zeitgeschichtliches Kolorit und Wissen, eine klare, behutsame Sprache, der Spannungsbogen bliebt für mich bis zum Ende erhalten. Auch die unterschiedlichen Spracharten der beiden haben mich angesprochen - wird dadurch doch der Unterschied zwischen Lili und Anja verdeutlicht, die unterschiedlichen Epochen, in denen sie leben.

Leider konnte mich die Geschichte trotzdem nicht ganz überzeugen. Manches erscheint mir sehr übertrieben und konstruiert, Anja blieb für mich sehr blaß, auch konnte ich nicht ganz nachvollziehen, woher ihre Probleme eigentlich kommen. Und manches ging mir einfach zu schnell, zu oberflächlich. Und das "neue Blau" - für mich ging es ziemlich unter in der ganzen Geschichte, auch wenn sich vieles um Porzellan dreht.

Trotzdem 4 von 5 Sternen, weil das Buch sehr schön geschrieben ist und es bis zum Schluss auch spannend blieb.