Eine Geschichte, die berührt

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jjbert Avatar

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"Ein neues Blau" ist mein erster Roman von Tom Saller. Nach dieser berührenden Lektüre, möchte ich nun schnellstens auch seinen Debütroman "Wenn Martha tanzt" erwerben und lesen.

Der Roman besteht aus zwei Handlungsstränge, die sich 1985 kreuzen. Die Abiturientin Anja ist emotional getroffen. Sie hat ihren Vater beim Fremdgehen erwischt und muss nun zusehen, wie ihre Eltern immer weiter auseinanderdriften und die Scheidung vor der Tür steht. Sie selbst gibt sich die Schuld dafür. Sie lässt niemanden an sich heran und zieht sich zurück. Doch dann ermöglicht ihr Schuldirektor ihr eine Chance, sie soll eine alte Dame an einigen Nachmittagen betreuen. Anja ist zunächst wenig begeistert, doch als sie dann Frau Kuhn kennenlernt, nimmt ihr Interesse an der alten, etwas schrägen Dame stetig zu.
Die Haupthandlung dreht sich um Frau Kuhn, Lili Kuhn, deren Leben von mehreren Schicksalsschlägen und den Ereignisse der NS-Zeit erschüttert wird. Lili verliert zunächst im jungen Alter ihre Mutter an der Spanischen Grippe, mit Zwanzig stirbt ihr Vater bei einem unglücklichen Unfall. Beides Mal sieht sie die Schuld bei sich selbst. Doch mithilfe ihres treuen japanischen Freundes Takeshi und dem jüdischen Psychotherapeuten Adam Seidenmann findet sie langsam zurück ins Leben. Doch die Zeichen der Zeit zwingen sie dazu, Deutschland und alles Geliebte hinter sich zu lassen. Zuflucht findet sie stets in der Schaffung von Porzellan. Ein Element, dass sie mit den liebsten Menschen in ihrem Leben verbindet.

Tom Saller gelingt es, die Leserschaft in Lilis sinnliche Welt eintauchen zu lassen. Eine Welt, in der sie sich selbst finden und wiederfinden muss und dabei Freundschaft und Güte in schweren Zeiten erleben darf.
Ein fantastisch geschriebener Roman, der ein Appell an die Besinnung und die Suche nach dem eigenen Sein, darstellt.