Etwas blass

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raschke64 Avatar

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Anja ist 18 und macht gerade eine sehr schwere Zeit durch. Regelmäßig schneidet sie sich und kommt mit ihren Eltern überhaupt nicht zurecht. Mehr zufällig wird sie als Gesellschafterin für eine alte Dame namens Lili engagiert. Nach und nach erzählt Lili ihr ihre Geschichte. Als junges Mädchen lebte sie mit ihrem jüdischen Vater (die christliche Mutter ist verstorben) und zusammen mit dem Halbjapaner/-chinesen Takeshi in Berlin und lernt zufällig den damaligen Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin kennen. Durch ihn erhält sie die Möglichkeit, in Halle eine Ausbildung als Porzellanmalerin und später auch als Porzellangestalterin zu machen. Doch die Nazis kommen an die Macht und für Juden wird es immer schwieriger…

Das Buch erzählt über eine interessante Frau in einer interessanten Zeit. Doch leider bleibt es eigentümlich blass. Die Kindheit und Jugend von Lili wird mehr als ausführlich geschildert, die Zeit ihrer Ausbildung noch etwas reichlicher, doch danach erfährt man nur noch in kurzen Sätzen und großen Abschnitten Teile der weiteren Geschichte. Das habe ich sehr bedauert. Die gesamte spätere Geschichte von Lili und ihrer Familie ist völlig ausgespart. Auch wenn der Autor nur Teile der Geschichte erzählen wollte, erschließt sich mir dann nicht, warum er mit Anja eine Figur einführt, die außer dem jüdisch Sein so überhaupt keine Verbindung zu Lili hat. Dadurch hatte ich weder zu Lilli noch zu Anja irgendeine nähere Beziehung und die Figuren hatten für mich keine Tiefe. Vom Stil her ist das Buch allerdings wunderbar geschrieben. Nur auf die kurzen Sätze der Kapitelüberschriften hätte der Autor verzichten können. Alles in allem ist es kein schlechtes Buch, aber auch kein überragendes