Etwas ganz Besonderes

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Die Lektüre dieses Romans ist ein Erlebnis, wie es einem nur selten zu teil wird. Von mitreißender Spannung, einzigartiger Sprache und einer Einfühlsamkeit in die Figuren, die seines gleichen sucht. Es ist eins von diesen Büchern bei denen der Leser dem Ende entgegen fiebert, um dann traurig den letzten Satz zu lesen, weil es zu Ende ist.
Eine alte Dame und eine stark pubertierende Schülerin verbringen einige Nachmittage miteinander, weil der Sohn der Dame der Meinung ist, seine Mutter brauche Gesellschaft.
Was zunächst wie eine Gefälligkeit des Schülerin anmutet, entpuppt sich sehr schnell als erster Schritt zu einem Wandlungsprozess, der die Figuren am Ende mit sich und ihrem Leben aussöhnen wird. Sie lernen, sich selbst und anderen zu verzeihen und mit sich ins Reine zu kommen. Die Junge, um ihren Platz im Leben zu finden und die Alte, um ihre Vergangenheit uneingeschränkt zu akzeptieren.
Dieser Plott wird mit Erzählungen und Reflexionen aus dem Alltag der beiden unterfüttert, die dem Leser das ganz persönliche Schicksal jedes Einzelnen vor Augen führen und beschreibt was für Folgen das haben kann. Mit eben diesen Folgen weiter zu leben stellt die besondere Herausforderung dar, der sich beide am Ende des Buches stellen. Wie? Das wird nicht verraten.
Beeindruckend an diesem Roman ist der psychologische Tiefgang, der Figuren und deren hohes Maß an Selbstreflexion und Erkenntnisfähigkeit. Etwas, was sicher der Ausbildung und beruflichen Tätigkeit des Autors geschuldet ist.
Ebenso der gewaltige Umfang an Themen, die in diesem Roman meist ausführlicher angesprochen werden. Eine breite Vielfalt von Porzellan und Teekultur, über Judentum und Kanji bis zu Bauhaus und Psychoanalyse wird angesprochen. Jedes dieser Themen ist für den Roman von besonderer Bedeutung, weil sie im Leben der Protagonisten eine wichtige Rolle spielen und darauf hinweisen, dass das Leben Platz bietet für vielfältige Beschäftigungen.
Die literarische Umsetzung dieses Stoffes ist das Herausragende an diesem Roman, der den Leser wie nebenbei auffordert, selbst ein Blick auf sich und sein Leben zu werfen. Sich zu fragen, warum tue ich das und warum tut der andere das.
Ein wunderbarer Leitfaden für den Umgang mit sich selbst und mit dem, was das Leben jeden Tag so zu bieten hat. Und das das Leben immer vielfältige Möglichkeiten für jeden parat hat. Man muss sie nur erkennen und annehmen können.