Lili & Antje

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yellowdog Avatar

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Ein neues Blau von Tom Saller ist mir zunächst nicht so zwingend vorgekommen wie Sallers Erstling „Martha tanzt“.
Aber auch dieser Roman hat einige Qualitäten, ein ähnlich gutes Cover, mit Porzellan ein interessantes Thema und das jüdische Schicksal in den dreißiger Jahren.
Der Einsatz zweier Erzählzeiten funktioniert auch. Man erfährt von Lili, die sich in den 30ziger Jahren für Porzellanherstellung, Töpferei und Bemalung. Sie hat jüdische Wurzeln. Ihr väterlicher Freund ist ein Japaner, Takeshi, eine eindrucksvolle Romanfigur.

Dann gibt es den Handlungsstrang 1985. Die 18jährige Schülerin Antje hat Probleme, sie ritzt sich. Dann besucht sie die inzwischen gealterte Lili.
Sie werden ein gutes Team. Mir persönlich hätte es gefallen, wenn die Generationsunterschiede besser herausgearbeitet würden, aber die beiden verstehen sich auf Anhieb.
Die Antje-Passagen sind geprägt durch ihren teilweise rotzigen Ton, das fand ich nicht schlecht gemacht.

Die achtziger Jahre werden durch häufige Nennung typischer Zeitelemente gezeigt, das war für meinen Geschmack eher mittelmäßig gemacht. Nur nennen heißt nicht zeigen.

Der Roman hat sich gut lesen lassen, aber ob er mich so lange beschäftigen wird, wie es damals Martha tanzt schaffte, glaube ich nicht.
Daher gute 3,5 von 5 Sterne von mir.