Spannungsarm

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regenprinz Avatar

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Voller Vorfreude und mit recht hohen Erwartungen bin ich an diesen Roman herangegangen, weil mir "Wenn Martha tanzt" so gut gefallen hatte. Aber Tom Sallers neues Buch reicht meiner Meinung nach an jene Geschichte leider nicht heran.

Die Handlungsstränge zwischen Lilis Leben und Anja (im Jahr 1985) sind mir zu lose und wenig schlüssig verflochten, dazu kam, dass ich besonders Anjas Teil nicht sehr überzeugend erzählt fand - weder sprachlich, noch inhaltlich.

Was Lilis Vergangenheit angeht, so enthält ihr Leben außerordentlich viele interessante Aspekte mit der Suche nach der zu ihr passenden Religion und der Auseinandersetzung mit dem Judentum, die historischen Entwicklung der Porzellankunst und -malerei incl. Lilis beruflichem Weg, sowie die enge Freundschaft ihres Vaters, eines Teehändlers, mit dem Asiaten Takeshi, der selbst eine interessante Familiengeschichte hat, sowie später die NS-Zeit mit all ihren Auswüchsen ...
Jede Menge Stoff also und dennoch empfand ich den Roman als seltsam spannungsarm. Der Funke ist beim Lesen zu keiner Zeit richtig zu mir übergesprungen, das Buch berührte mich einfach nicht. Vielleicht blieb es mir auch bei fast allem zu sehr an der Oberfläche, war insgesamt zu überfrachtet mit Richtungen und Möglichkeiten und die Handlung dabei zu wenig fokussiert. Dass z.B. das Porzellan der zentrale Kern der Geschichte sein soll, wie Titel und Klappentext andeuten, kam bei mir gar nicht so an.

Mit am spannendsten fand ich noch Lilis lebenslanges Hadern mit der möglichen Bedeutung und Wirksamkeit ihres Namens, aber auch diesbezüglich fand ich die Auflösung schwach.
Das Geheimnis der wertvollen weißen Porzellanschale mit dem neuen Blau gefiel mir da besser, aber insgesamt war ich am Ende doch etwas enttäuscht von diesem Roman. Schade!