Reif für die Insel!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
furbaby mom Avatar

Von

Wenn ich bereits nach wenigen Zeilen das erste Mal laut auflachen muss, kann das nur ein gutes Zeichen sein!
Die Hauptfigur des Romans, Julia, ist mir in ihrem Denken äußerst sympathisch. Sicherlich hätte sie mit allem gerechnet, nur nicht damit, samt Mutter und Tanten (- die im Grunde Fremde für sie sind -) in Richtung Sylt aufzubrechen, um ein von ihrem verstorbenen Vater geerbtes Haus zu begutachten. Bereits in der Vergangenheit war dieses Haus ein Streitthema in der Familie gewesen – ein schlechtes Omen? Auf jeden Fall erscheint Julia mir mehr als reif für einen Tapetenwechsel; ihre Arbeit klingt nach Stress pur – zumindest das, was sie in ihrer kleinen Tirade gegen den Brötchendieb als "gurgelnde Monsterwelle" ( - welch köstliche Wortwahl! -) von sich gibt.
Obwohl sowohl das in dezenten Farben gehaltene Cover sowie der Klappentext einen Wohlfühlroman vermuten lassen, wird bereits in der Leseprobe deutlich, dass die Autorin durchaus auch leise Töne anklingen lassen wird, zum Beispiel hinsichtlich des Todes von Julias Vater und der generellen Entzweiung der Familie. In wie fern ist Julia von ihrer Mutter schon oft enttäuscht worden – sogar so sehr, dass sie nun den Kontakt "meidet"? Wenn man sich das mal auf der Zunge zergehen lässt, finde ich das schon eine gewaltige Aussage.
Ich hoffe sehr, mehr über die Familiengeschichte zu erfahren und würde mich diebisch freuen, wenn Julia ihrer Bäckereibekanntschaft erneut über den Weg laufen würde! Die Kabbelei zwischen Tante Annegret, Tante Christiane und Julias Mutter (- deren aller charakterlichen Unterschiede auffälliger sind als ein Leuchtturm in der Nacht -) wird gewiss weiterhin ein Garant für Lacher sein. …auch wenn es mir gut gefallen würde, wenn es letztlich zu einer Aussprache bzw. zu einer Annäherung der Schwestern käme (ebenso im Hinblick auf Julia und ihre Mutter). Die große Frage zum Schluss lautet: Warum wohnt eine Fremde im Familienhaus? Ich würde mich riesig über einen kleinen literarischen Ausflug auf die Insel freuen!