Jeder Tag zählt, jeder Tag.

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cara_11 Avatar

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Jeder Tag zählt, jeder Tag.
Ein Tag wie kein anderer im Leben des Vaters der – vorerst – namenlosen Erzählerin.
Vor 8 Monaten verwitwet, will der ehemalige Brückenbauer und Vater von 3 Kindern, der Zeit seines Lebens unterwegs war, für die Familie seiner ältesten Tochter an einem Sonntag kochen. Auch wenn er das abgegriffene, handschriftlich verfasste Kochbuch seiner Frau täglich in die Hand genommen hat, kostet es doch große Überwindung für ihn, der noch nie für andere gekocht hat, die Familienrezepte auszuprobieren.
Bereits in dieser ersten Phase des Buches merkt man, dass die Erzählerin offenbar das Familienmitglied ist, mit der der Vater am wenigsten bzw. gar keinen Kontakt pflegt. Den Grund dafür wird man erst später im Laufe des „erzählten“ Tages erfahren. Doch die große Einsamkeit, die den Mann umgibt, ist beinahe in jeder Zeile greifbar, und obwohl die Ich-Erzählerin sehr distanziert wirkt, fast unbeteiligt, kommen einem als Leser beinahe die Tränen, wenn die zum Essen geladene Tochter dann anruft und ihm sagt, sie können wegen eines Unfalls der Enkelin nicht kommen.
Getroffen und ein wenig verloren geht der Mann dann spazieren und trifft zufällig eine junge Frau, die ihrem Sohn Gaston beim Skateboarden zusieht. Spontan lädt er die beiden zu sich ein und erfährt vom Schicksal der jungen Frau, die seit dem Tod des Partners, Gastons Vater, nicht nur von Geldsorgen geplagt wird.
"Elena prostete ihm zu: 'Danke', sagte sie, 'Heute Morgen beim Aufwachen hatte ich den Kopf voller Schatten. Alle haben Sie nicht verjagt, aber ein paar schon. Danke dafür, wirklich.'“.
Später, der Vater war schon im Alterheim und ist auch schon verstorben, erfährt man, dass dieser Tag der Auslöser dafür war, dass er wieder den Kontakt zur Ich-Erzählerin aufgenommen hat, und auch für Elena war hat der Tag einen Wendepunkt in ihrem Leben dargestellt.
Ruhig, aber doch mit viel Wärme und Empathie erzählt vermittelt die Geschichte die Botschaft: jeder Tag zählt, jeder Tag.