Drei Leben, eine Leiche im Kofferraum und einiges mehr

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evelynmartina Avatar

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Die Geschichte von Richard und Lucia, beide Anfang 60, und der jungen Evelyn spielt im Winter des heutigen Brooklyn. Die Drei schweißt ein eigentlich belangloses Ereignis zusammen, das jedoch weitreichende Folgen haben wird. Richard, ein einsamer, schrulliger Professor, fährt auf ein Auto auf, an dessen Steuer das Kindermädchen Evelyn sitzt, ein illegal eingewanderter Flüchtling aus Guatemala. Stunden später steht Evelyn vor Richard's Haustür und bittet um Hilfe, denn in ihrem Kofferraum liegt eine Leiche. Völlig überfordert fragt der Hausherr seine lebenslustige, chilenische Untermieterin Lucia um Rat. Gemeinsam fassen sie den Entschluss, den Leichnam verschwinden zu lassen.

Der Roman „Ein unvergänglicher Sommer“ von Isabel Allende, dessen Originaltitel übersetzt „Mitten im Winter“ lautet, ist eine Liebesgeschichte, ein Krimi, eine Reise in die Vergangenheit dreier Leben, eine politische Aufarbeitung südamerikanischer Verhältnisse und gleichzeitig eine Darstellung aktueller Fragen und Probleme, verbunden mit menschlichen Schicksalen.
Isabel Allende hat sich in diesem Buch viel vorgenommen, für meine Begriffe zu viel. Der eigentliche Handlungsstrang bleibt zwar erhalten, wird aber ständig durch Rückblenden unterbrochen, in denen sich die Autorin des Öfteren zu verlieren scheint. Die Zeichnung der Charakteren gelingt ihr meiner Meinung nach perfekt, jede einzelne Person ist gut vorstellbar, das Miteinander hingegen bleibt nicht immer greifbar.

Daß Isabel Allende schreiben und erzählen kann, lässt sich wohl nicht abstreiten. Ich habe ihr neues Werk durchaus gern gelesen, allerdings echte Gefühle, die ergreifen und bewegen, im Großen und Ganzen vermisst. Letztendlich wirkt die Story um die Leiche an den Haaren herbeigezogen und hanebüchen, trotzdem schlüssig.

Fazit: Ein Roman, der zu unterhalten vermag und auch eine gewisse Spannung mit sich bringt, in meinen Augen aber überfrachtet wird durch eine Menge Themen, von denen jedes Einzelne eine gesonderte Geschichte verdient hätte.