Leiche im Lexus

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
estrelas Avatar

Von

Ein Autounfall führt das Schicksal dreier Menschen im verschneiten New York zusammen. Das sind Uni-Professor Richard, seine chilenische Untermieterin Lucía und Evelyn, eine illegal eingereiste Frau aus Guatamala. Ihr gemeinsames Ziel: die Leiche zu entsorgen, die in Evelyns Kofferraum liegt.
Mit Komik und Gefühl erzählt Allende von den Sorgen und Macken ihrer Protagonisten. In der Figur der Chilenin sieht man die Autorin ab und an selber aufblitzen. „Ihre Studenten wirkten mit jedem Jahr größer, hoch aufgeschlossen und teilnahmslos wie Giraffen. Sie war es leid, von unten die Nasenhaare ihrer Mitmenschen zu betrachten.“
Jeder Figur ist ein Erzählstrang gewidmet, in dem ihre jeweilige Vergangenheit zu Tage kommt. Darin geht es um die großen Themen Flucht, Gewalt, Schuld, Verantwortung. Nachdem es keiner von ihnen leicht hatte in seinem Leben, entwickeln sie in ihrer Gemeinschaft neue Kraft und Hoffnung.
Ich tat mich etwas schwer, die Frauenschicksale auseinanderzuhalten, die sich von den Familienkonstrukten und aufgrund der Flucht in die USA ähnelten. Auch fehlte der Auflösung der Knalleffekt, den ich für dieses kuriose Szenario erwartet hätte. Deshalb empfinde ich „Ein unvergänglicher Sommer“ nicht als Allendes stärkstes Buch. Trotzalledem schätze ich ihre große Erzählkunst und die Kraft ihrer Worte und würde den Roman jedem ans Herz legen, der ungewöhnliche Geschichten mag.