skurriler Roadmovie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
weißerkakadu Avatar

Von

Eigentlich ziemlich grotesk, dass ausgerechnet eine Leiche im Kofferraum die drei Hauptfiguren zusammenbringt. Isabel Allende hat damit einen ungewöhnlichen Einstieg in ihre Story gewählt. Anders als der Titel des Buches vermuten läßt, spielt die Handlung nicht im Sommer, sondern im verschneiten New York. Ein Wintersturm hat die Stadt fest im Griff. Der Leser begleitet die drei Hauptfiguren Lucia Maraz, eine 62jährige chilenische Gastdozentin, Richard Bowmaster, einen alternden Uniprofessor und Evelyn Ortega, eine aus Guatemala geflohene illegale Einwanderin auf ihrer Fahrt in die Wälder, um eine Leiche im Kofferraum des Fahrzeugs verschwinden zu lassen. Die Reise macht sie erst zu Verbündeten und später zu Freunden.
Unterwegs erzählen die drei aus ihren Leben, von ihren Schicksalsschlägen, von ihrer Schuld, von ihrem Unglück und von ihrer Zuversicht, dass sich alles noch zum Guten wenden wird.
Allende vernüpft meisterhaft die Geschichte von den etwa 11 Millionen illegalen Einwanderen in den USA mit den Erzählungen über das perspektivlose, von Gewalt und Angst geprägte Leben der einfachen Bevölkerung in Guatemala. Allende erzählt von der Tortur einer Flucht, von Schleppern und Menschenhändlern, von der Gnade, im richtigen Land geboren zu sein, von politischen Umbrüchen in Chile und von privaten Schicksalsschlägen ihrer Protagonisten. Was es bedeutet, ein Kind zu verlieren und wie man nach einer Krebserkrankung den Lebensmut nicht verliert. Und sie erzählt von Freundschaft, Menschlichkeit und der Aussicht auf einen späten Neuanfang.
Ziemlich viel, was Allende da auf 350 Seiten zwischen zwei Buchdeckeln unterbringt. Sicherlich nicht ganz so ein großer Wurf wie das Geisterhaus, aber spannend und süffig zu lesen. Empfehlenswert.