Spannend wie ein Krimi

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miss marple 64 Avatar

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Nachdem Richard bei einem Schneesturm im Brooklyn einen Auffahrunfall hatte, ist nichts mehr in seinen Leben wie es war. Binnen 24 Stunden sieht er sich mit Evelyn, einem guatemaltekischen Kindermädchen, seiner Kollegin und Untermieterin Lucia, einer Chilenin, und einer Leiche im Kofferraum auf der Flucht. Das Schicksal führt hier drei Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein können.
Der Autorin gelingt es in ihrem neuen Roman wieder einmal, lateinamerikanische Geschichte lebendig werden zu lassen. Sie zeigt, dass das Schicksal eines Landes, in diesem Fall Chile und Guatemala, untrennbar von den Lebensgeschichten der Menschen in diesen Ländern verbunden ist.
Vor den Lebensschicksalen der drei Hauptpersonen, wobei durch Richards Familie das der europäischer Juden im 20. Jahrhundert mit aufgenommen wird, präsentiert sie ihrem Leser die spannende Reise der Drei durch die verschneiten nordamerikanischen Wälder auf der Suche nach einem geeigneten Platz für die Leiche, die so ganz zufällig in ihr Leben geplatzt ist und die sie unbedingt loswerden müssen. Natürlich bleiben wir am Schluss nicht im Dunkeln was den Mord betrifft.
Die kriminelle Rahmenhandlung umspannt eine Vielzahl von Themen in diesem Roman: die jüngere Geschichte Lateinamerikas mit ihren Revolutionen, Putschen, Militärregierungen, dem unsäglichen Leid der indigenen Bevölkerung, Flucht und Vertreibung, illegale Einwanderung. Aktueller als zur jetzigen Zeit kann das Buch gar nicht sein, wurde es doch während des amerikanischen Wahlkampfes geschrieben, denn im Epilog befinden sich folgende Worte: „Angefacht von Donald Trumps Hetzreden in Präsidentschaftswahlkampf, nahm die Fremdenfeindlichkeit gegen die Hispanics bereits spürbar zu. Auch wenn ihm kaum jemand ernsthafte Chancen bei der Wahl einräumte, schlug sein großspuriges Gerede davon, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen wie einst im alten China und elf Millionen Einwanderer ohne Papier abzuschieben, erste Wurzeln in den Gedanken der Menschen.“ Die Geschichte hat den Roman eingeholt.
Aber „Ein unvergänglicher Sommer“ ist kein Geschichtsbuch, sondern lässt uns ein wunderbares Beispiel für gegenseitige Hilfe, Zusammengehörigkeitsgefühl, menschliches Mitgefühle und einer späten Liebe miterleben und ist uneingeschränkt empfehlenswert.