Vielschichtig !

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suja Avatar

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Ehrlich gesagt, ist das Buch aufgrund der Leseprobe und des Covers für mich noch nicht richtig greifbar .
Das Cover finde ich in sich stimmig, allerdings sehr oberflächlich und damit für mich bislang nicht zur Geschichte passend .
Nach allem, was ich bislang weiß und gelesen habe, fühlt die Hauptperson sich unschein- und unsichtbar.
Und diese beiden Charaktereigenschaften finde ich NICHT (aber mal überhaupt nicht) in dem jungen Mann auf dem Cover wider.
Dieser sehr hübsche junge Mann hat den typischen Model-Gang mit weit ausgreifenden Schritten und einen gerade offenen Blick.
Er ist durchaus ein Eyecatcher - und damit sicherlich gut dafür geeignet, zum Kaufen des Buches zu animieren - , aber seine Körpersprache entspricht nicht dem der Hauptfigur auf den ersten Seiten des Buches.

Aber wer weiß, vielleicht endet das Buch ja tatsächlich damit, daß Victor doch noch sehr sichtbar und selbstbewußt durch sein Leben und die Straßen von Paris schreitet. ;-)
Zu wünschen wäre es ihm jedenfalls.

Was ich bislang von Victor erfahren habe, macht mich wirklich neugierig auf das gesamte Buch.
Mir gefällt die glasklare Sprache, in der Jean-Philippe Blondel seine Hauptfigur vorstellt.
Das paßt für mich sehr gut zu einem jungen Mann in Victors Alter, die zeichnen sich in der Regel eher weniger durch große Beredsamkeit und Emotionalität aus.
Auch der angedeutete Loslösungsprozeß vom Elternhaus ist für dieses Alter stimmig, da werden sich bestimmt viele Leser drin wiedererkennen.

Lange Zeit war ich mir nicht darüber im Klaren, was mich mit diesem Buch erwartet, zeitweise fühlte ich mich an das Massaker an der Columbine-Highscool erinnert - die beiden Attentäter dürften diese "uns zwei versteht eh niemand und deshalb verbünden wir uns gegen des Rest der Welt" - Attitüde ebenfalls gehabt haben.
Dem widerspricht dann glücklicherweise die Beschreibung von Mathieus Fenstersturz (ich habe so eine Situation selber einmal miterlebt und erkannte das Geräusch des Holzes wieder, das hat er gut beschrieben), bzw des emotionalen Zustandes aller Beteiligten.
Hier hat Blondel wirklich sehr empathisch und penibel gearbeitet und das paßt dann auch zu dem, wie das Buch hier apostrophiert wird: Ein sensibles und zärtliches Buch über das, was uns Menschen zusammenhält.

Ich kann mir dieses Buch gut als Verkaufshighlight im kommenden Weihnachtsgeschäft vorstellen, Zielgruppe eher bildungsnahe Leser ab etwa 35 Jahren aufwärts.