Der Tod verändert alles

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kristall86 Avatar

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Victor will nach der Schule sein Leben umkrempeln und geht zum studieren nach Paris - in die große Stadt. Er kehrt seinem kleine Heimatdorf den Rücken. Eine Veränderung muss her. Er merkt jedoch schnell das der Druck und der Anspruch an der Uni sehr hoch ist. nicht nur das macht ihm zu schaffen, sondern ach das er keine bzw. nur einen sozialen Kontakt hat - Mathieu. Mathieu ist auch so ein stiller Aussenseiter wie Victor. Sie unterhalten sich ab und an und rauchen hier und da eine Zigarette zusammen. Eines Tages geschieht das Unfassbare. Mathieu springt in den Tod. Victor ist der Erste der das registriert und es wird seine Welt verändern. Er hat nach dem Mathieu´s Sprung den leblosen Körper vor Gaffern bewacht (eine Anweisung vom Direktor) und dann sieht er wie Blut der Leiche zwischen seinen Füßen hindurchläuft. Plötzlich wird Victor für seine Kommilitonen sichtbar und auch Mathieu´s Vater nimmt Victor sehr bewusst wahr. Es entsteht eine außergewöhnliche Beziehung zwischen den beiden, fast wie Vater und Sohn...

Jean-Philippe Blondel hat mit „Ein Winter in Paris“ ein sehr ruhiges und tiefsinniges Buch geschrieben. Seine Figur Victor wird einem ab der ersten Seite sehr eindringlich und intensiv beschrieben. Man mag ihn irgendwie als Leser und ist gespannt wie er seinen Alltag meistern wir. Wir tauchen tief in Victors Psyche ein, was ich sehr hilfreich fand. Der Tot Mathieu´s brachte dann die Wendung in Victor´s Leben und auch die Blutspur zieht sich wie ein bildlicher roter Faden durch die Geschichte. Zu beobachten wie dieser tragische Tod Victor, seinen Vater, die Lehrer etc. beschäftigt wird hier zum Sinnbild des roten Fadens. Ich muss gestehen ich habe lange überlegt wie ich diese Rezension verfasse, denn mir hat der rote Faden irgendwie gefehlt obwohl ich von der Story mehr als begeistet bin. Dieser Buch ist wirklich ruhig, es macht einen nachdenklich und ich habe mich oft gefragt was denn eigentlich so spannend an Victors Schul-Alltag sein soll. Ich glaube das es jeder Leser für sich herausfinden muss. Jeder wird ein anderes Bild finden. Für mich war es dieser groteske Zuspruch, die Erkennung die Victor plötzlich nach dem Drama bekam. Warum plötzlich jetzt? Nach diesem Tot? War er vorher niemand? Doch! Er war jemand! Doch was war vorher so unspektakulär an ihm das er nicht beachtet wurde? Scheinbar muss im Leben erst etwas spektakuläres geschehen...Aber genau das ist meine Einschätzung dieser besonderen Geschichte. Jeder Mensch ist wer und jeder hat SEINE ganz persönliche Geschichte im Leben zu erzählen. Victor begleitet sie auch ein Leben lang...Blondel´s Schreibstil ist unheimlich gefügig und klar. Ich bin ihm gerne gefolgt und konnte mich sehr gut im Uni-Alltag einfinden. Blondel hat ein ganz besonderes Buch geschrieben das lange nachhallt und einen jeden anders bewegen wird. Eines steht aber fest, nur weil es ruhig ist, ist es überhaupt nicht langweilig - ganz im Gegenteil! Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.