Ein Junge wird sichtbar

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prinzessinbutterblume Avatar

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An einem Pariser Lycee begeht ein Junge Selbstmord - warum weiß niemand so richtig. Aber plötzlich steht sein bisher unscheinbarer Freund Victor im Fokus der Aufmerksamkeit und während ein Junge für immer verschwindet, taucht Victor auf. Nicht nur seine Kommilitonen nehmen ihn plötzlich wahr, sondern auch der Vater seines toten Freundes. Zwischen den beiden entsteht eine Verbindung, die nicht jeder gutheißt.

"Ein Winter in Paris" ist ein kurzes und melancholisches Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Ein Großteil handelt von Victors Leben und Leiden als Student in den Vorbereitungskursen, von den Schwierigkeiten mit den Lehrern, Studenten und dem Leistungsdruck. Die kalte, elitäre Stimmung in der alle gleichzeitig miteinander konkurieren ist einfach wahnsinnig gut beschrieben.

Nach dem Selbstmord verändert sich in Victors Leben einiges. Das besagte Verhältnis zu dem Vater des Verstorbenen spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle, nimmt aber nichtsdestotrotz nicht so viel Raum ein, wie ich anfangs befürchtet hatte. Die Beziehungen zu seinen Kommilitonen sind fast genauso wichtig. Dadurch gab es viele Spannungen und Handlungspunkte, deren Entwicklung man verfolgen konnte.

Das Buch hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt. Gerade weil der Selbstmord hier ein Auslöser ist, aber gleichzeitig auch keine überdimensionierte Rolle spielt. Der Umgang mit dem Warum und dem Danach hat mir sehr gut gefallen. Er ist unaufdringlich und bietet genug Spielraum für eigene Interpretationen. Eine Lösung gibt es nicht, aber das wäre ja auch zu einfach. Trotzdem - oder gerade deswegen - habe ich das Buch zufrieden beiseite gelegt.

Insgesamt habe ich "Ein Winter in Paris" wirklich gerne gelesen. Die Melancholie und Trostlosigkeit, obwohl es kein trostloses Buch ist, haben mir sehr gut gefallen.