Es ändert sich alles und doch nichts

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panthorina Avatar

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Victor, kommt als junger Student aus der Provinz nach Paris um einen zweijährigen Vorbeireitungslehrgang für die Aufnahmeprüfungen an eine der französischen Eliteunis zu absolvieren. Sein erstes Jahr ist von Einsamkeit und Beklemmung innerhalb der Großstadt und unter dem Leistungsdruck der Gesellschaft geprägt.

Mit Fleiß und Ehrgeiz wird er, obwohl seine Lehrer in ihm kein aufkommendes Genie sehen sondern ihn eher als strebsamen Taglöhner kennzeichnen, in die zweite Klasse des Vorbereitungslehrgangs versetzt. An dieser Stelle kommt Mathieu ins Spiel, nunmehr im ersten Jahr, mit dem sich Victor locker anfreundet. Der Tag des Selbstmordes von Mathieu, der unter dem Druck des sadistischen Lehrers und dem Gefühl der Entwurzelung und der Einsamkeit zusammenbricht, lässt Victor neben dem Schock mit der Frage zurück ob er, wenn er nicht ausgerechnet heute zum ersten Mal zu spät gekommen und so Mathieu wie geplant zum Geburtstag eingeladen hätte, die Tat hätte verhindern können.

Nach Mathieus Sprung aus dem Fenster ist für Victor nichts mehr wie vorher. Seine Kommilitonen aber auch Mathieus Familie beginnt sich für ihn zu interessieren und zwischen dem Rampenlicht des sozialen Aufstiegs und der Verarbeitung des Anblicks des toten Mathieu verliert Victor sein Ziel aus den Augen und lässt sich von Tag zu Tag, von Party zu Party treiben.

Die Sprache ist treffend und dabei unaufgeregt und beschreibt den Zwiespalt in den Victor und sein Umfeld geraten, dass sich durch den Selbstmord für sie alles aber für die Schule, die Stadt, das Land (...) nichts zu ändern scheint. Der Roman ist mit weniger als 200 Seiten relativ schmal, jedoch zeigt der Autor, dass mit dem richtigen Schreibstil auch wenige Worte in der Lage sind dem Leser die Gefühle seiner Romanfiguren auf tiefsinnige und berührende Weise zu vermitteln.

Eine klare Leseempfehlung für einen verregneten Herbstnachmittag!