Leben, wie es sich anfühlt

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Jean-Philippe Blondels's Roman "Ein Winter in Paris" macht zuallererst durch das in schwarz-weiß gehaltene Bild des Covers auf sich aufmerksam. Spätestens nach der Lektüre erkennt man die Atmosphäre der Geschichte visuell darin widergespiegelt. Des Protagonisten Victor's Anonymität, Einsamkeit, im vorbeirauschenden Pariser Stadtleben. Und da sind wir auch schon bei ihm - Voctor. Ein Protagonist, der nicht sehr viel offenbart. Man fühlt sich ihm nie komplett nah, wie man es vielleicht bei anderen tut. Allerdings macht ihn das besonders, wie auch sein hin und wieder aufblitzender rebellischer Charakterzug. An diesen Stellen ist der Schreibstil das Autors unglaublich interessant und geistreich. Oft jedoch, wird er sehr unpersönlich, beispielsweise durch "indirekte wörtliche Rede", die Dialoge teilweise als Gedankengang Viktors erscheinen lässt, dann aber doch so passiert sind. Außerdem ziehen sich manche Teile der Geschichte in die Länge. Doch kommen wir wieder zum Protagonisten, vermutlich dem Herzstück des ganzen Leseerlebnisses. Vieles, das Viktor fühlt oder zumindest an Gefühlen beschreibt, kommt einem als Leser bekannt vor. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um die typischen Gefühle, die Standart sind, damit sich der Leser mit einem Protagonisten identifiziert, sondern ganz intime. Gefühle, die die Seele betreffen und sehr selten in Büchern zu finden sind. Vielleicht, weil sie bedrückend sind. Und besonders durch das Ende, das mich wesentlich mehr begeisterte als der Mittelteil des Romans, passiert es. Ich wurde mitgerissen von der Person, die Blondel erschaffen hat. Vielleicht wird man nicht direkt von Schlaflosigkeit, aber gewiss von ein paar nachdenklichen Momenten begleitet, wenn man sich der eigenen Gefühle, widergespiegelt in dieser Geschichte, bewusst wird. Alles in allem schafft Blondel es, dass dieses Buch hängen bleibt.