Melancholie mit zarter geballter Wucht mitten ins Herz

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
badwolf Avatar

Von

Zugegeben, als ich auf dieses Buch aufmerksam geworden bin, hat mich zu aller Erst das Cover angesprochen. Intuitiv ahnte ich bereits den melancholischen Tenor im Inneren des Romans. Ich sollte nicht enttäuscht werden.
Mit „Ein Winter in Paris“ hat der Autor einen sensiblen Roman erschaffen, der im Zauber der Melancholie, leise und poetisch wirkt. Inhaltlich dreht sich alles ganz und gar um Victor, dessen Leben nach dem Freitod seines Freundes Mathieu eine Wendung annimmt, die selbst er sich bis dato nicht im Geringsten vorstellen oder sogar gewünscht hätte. Man kann sogar behaupten, er hat eine gewisse Zeit Vorteile aus dem Suizid von Mathieu gewonnen, ohne es drauf angelegt zu haben. Denn der bis vor kurzem noch unscheinbare selbsternannte Außenseiter Victor schließt neue Freundschaften, wenngleich sie oberflächlicher nicht sein können und der plötzliche Erfolg bei Frauen sind nichts weiter als bedeutungslose Affairen. Doch das alles treibt den jungen Mann noch mehr in seine Einsamkeit zurück. Der Suizid per se steht nicht im Vordergrund, viel eher vertieft Blondel sich auf das Leben drum herum. Die Versuche Lücken zu schliessen. Einsamkeit und Selbstzweifel werden zwar zart, ganz im Stile eines französischen Autors, dennoch mit geballter Wucht dem Leser mitten ins Herz katapultiert. Mit präzisen Worten schafft es Blondel, dass man sich an der Seite des Protagonisten wiederfindet und hautnah dessen Gefühlswelt und Gedanken am eigenen Leibe spürt. Sprachlich ist dieser Roman also ein kleines Meisterwerk. Sehr berührt haben mich schlussendlich die Gespräche zwischen dem Vater Mathieus, der nach Antworten zum Tod seines Sohnes sucht und Victor der da ist, zuhört und in Gewisse Weise plötzliche die Rolle eines Sohnes übernimmt. Nicht ganz zum Nachteil des Studenten, denn dessen Eltern distanzieren sich im Verlauf der Geschichte nach und nach.

Ich vergebe volle Punktzahl für dieses stillen Roman der lange im Gedächtnis bleiben wird, hat man ihn einmal gelesen.