Traurig und mutmachend - Blondel eben

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suse9 Avatar

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Um der Enge seines Elternhauses zu entgehen, entscheidet sich Victor für ein Studium in Paris. Dort allerdings findet er weder Anschluss bei seinen Kommilitonen noch nimmt er am kulturellen Leben der Großstadt teil. Viel Zeit bleibt ihm also, um sich den hohen Anforderungen der Uni zu stellen. Eine Freundschaft könnte sich mit Mathieu entwickeln, mit dem er hin und wieder eine Zigarette und ein paar Worte teilt. Dieser aber hält dem Druck der Uni nicht stand, und für Victor verändert sich alles.

Blondel greift sich in seinem neuen Roman wieder ein Thema heraus, das so aktuell ist, dass sich der Leser einbezogen fühlt. Mit klaren Strichen stellt er dar, wie die Umwelt auf unvorhergesehene Ereignisse reagiert. Dass Personen, die nahe im Unglück involviert sind, plötzlich Aufmerksamkeit geschenkt, dass sie aufgewertet werden, ist ein Phänomen, das zwar erschreckt, aber dennoch wahr ist. Der Autor begleitet seinen Protagonisten ein Stück und zeigt, wie unterschiedlich Trauer angenommen und verarbeitet werden kann. Dabei wird er aber nie sentimental. Mir gefällt einfach die Art, wie Blondel mit Worten umgeht und mich zum Nachdenken anregt. Nicht alles wird ausgesprochen, wenig erklärt und eine Lösung hat er auch nicht für jedes Problem parat. Aber gerade das macht für mich den Wert seiner Romane aus. Sie zeigen das Leben – kein Held, den man auf einen Sockel hebt, niemand, zu dem man aufschaut, sondern ganz normale Charaktere, an denen man auf der Straße vorbeigeht und manchmal stehenbleibt, um eine Zigarette oder ein paar Worte zu teilen.