Ein Wispern unter Baker Street - MORD MIT ODER OHNE MAGIE?

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Eine ideale Mischung für uns "Heutige und Hiesige" - die Londoner Polizei beschäftigt eine Spezialeinheit, bei der Peter Grant gemeinsam mit seiner Kollegin Leslie Opfer, Tatorte und Beweismittel auf Spuren von Magie hin überprüft. Die Arbeitswelt der Londoner Polizei wird so geschildert, wie man sich sie vorstellt: Büroklatsch, nicht immer friedvolle Beziehungen zu Kollegen/Vorgesetzten, Dokumentation mit oder ohne Excel-Listen etc. Das alles ist aus Grants Sicht gelungen geschildert und wird um die Erläuterungen rund um seine ganz spezielle Aufgabe amüsant ergänzt. In einer Spezialausbildung hat er seine besondere Fähigkeit, die Anwesenheit von Magie zu erahnen, erlangt oder vertieft. Reizvoll sind die Bemerkungen, ob und wie die "normale" Öffentlichkeit Magie wahrnimmt; so wird z.B. für Phänomene wie Feenstaub die wissenschaftliche Definition ergänzt... Auch der fiktive historische Abriss über Magie und ihren Ge- und auch Missbrauch hat mir bestens gefallen.
Grants Kollegin besitzt sogar magische Fertigkeiten und übrigens ein entstelltes Gesicht, das ihr nicht zuletzt bei der Nahrungsaufnahme Probleme bereitet... Die beiden verbringen zunächst ihren Sonntag mit einer inoffiziellen Ermittlung auf Bitten einer Jugendlichen Bekannten. Die Todesursache eines Sprayers kann dadurch geklärt werden - übrigens kein Verbrechen, sondern er wurde versehentlich von einem Zug erfasst.
Der Montag beginnt für Grant jedoch mit dem Einsatz bei der Aufklärung eines echten Verbrechens. Wieder im Londoner Untergrund, in einem U-Bahn-Tunnel, wittert er bei einer Tatwaffe eine schwache Magie... Das macht wahrlich neugierig darauf, was dahinter steckt...
Die Formulierungen sind pointiert und es ist beeindruckend, wie viele Einzelheiten in diesem Romanbeginn hier und da gestreut sind, um einen guten Eindruck von den Charakteren zu bekommen: Von Immigrantenherkunft, inoffiziellen Ermittlungen wg. aktueller Krankschreibung und/oder Suspendierung, Berufswelt/Karriereleiter, väterlichen Pflichten oder Jugendschutzfragen bis hin zu gesundheitlichen Aspekten des übermäßigen Gebrauchs von Magie... - einfach all das liest sich richtig gut! Auch das Buchcover finde ich gelungen, es verbindet übersinnliche mit hochtechnischen Motiven und wirkt irgendwie frech.
Dieses Buch ist in meinen Augen keineswegs das, als was Grants Chef die übersinnlichen Phänomene bezeichnet: "abstruser Scheiß", sondern es ist niveauvolle, aber lockere Unterhaltung - einfach gelungen!