Der Titel spricht Bände

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Wenn Sophie Kinsella ein Buch so frenetisch lobt, sollte man ihm doch vielleicht eine Chance geben, oder?

Die Geschichte handelt von Eliza, einer Frau, die in den Wechseljahren angelangt ist. Allein dieser Umstand verlangte ihr ja schon eine Menge ab, doch da sind ja auch noch ihre Ehe, ihre Kinder sowie der Umstand, dass sie, die sich wegen Hitzewallungen eher unerotisch wahrnimmt, erotische Hörbücher einliest und das dumpfe Gefühl: Das kann doch noch nicht alles gewesen sein … tja, und dann bekommt sie mehr …

Vieles an dem Buch sagt aus „leichte Unterhaltung“: das (unpassende) Cover, der Titel, die Autorin, die sich hinter dem Pseudonym Georgie Hall verbirgt, die Empfehlung Sophie Kinsellas … Doch irgendwie ist es ja einleuchtend, dass Autorinnen wie die beiden genannten mit jungen Protagonistinnen nicht mehr viel gemein haben, Themen und Heldinnen ihrer Geschichten ändern – und damit ist man dann in der Lebenswirklichkeit der Frau um 50 angekommen: Die Anti-Pubertät schlägt zu, doch die Veränderungen bei Körper und Psyche sind ähnlich gravierend wie in der Pubertät (in der Elizas Tochter dagegen steckt: Zündstoff pur also), nur schaut man in Elizas Alter auch auf 20 Jahre Ehe zurück und die mögen toll bis ok gewesen sein, doch man schaut ja auch auf einige weitere Jahre und überlegt, ob es so weitergehen soll oder man noch mal den Reset-Knopf drücken will. Und wenn man sich Letzteres dann traut, ist das längst kein Garant dafür, dass es besser wird … bei diesen Überlegungen und Erfahrungen begleiten wir eine sympathische Protagonistin, die kaum eine Möglichkeit, sich zu blamieren, auslässt. Das liest sich weitgehend sehr unterhaltsam, was auch an Halls durchaus unverblümten Schilderungen liegt. Warum „weitgehend“? Weil das Buch manchmal den Eindruck macht, als reihe die Autorin vorwiegend witzige Szenen aneinander (ein bisschen wie eine Kolumne). Dennoch liest sich das Buch schnell und unterhält gut mit durchaus ernsten Hintergründen, doch wen? Alle, die sich bei Magneten mit Sprüchen à la „Der Lack ist vielleicht ab, aber die Grundierung ist prima“ versucht fühlen, zuzugreifen, sollte dem Buch eine Chance geben …