Das Cover, das durchaus etwas zu derb geraten ist, wird dem Buch nicht vollkommen gerecht. Georgie Hall ist eine witzige Autorin, der das plumpe Cover nicht entspricht. Ihr Untertitel "Niemand ist perfekt. Aber mit 50 ist man verdammt nah dran" fasst gut zusammen, worum es im Buch geht. Eliza Finch ist 50, kämpft mit dem, was man Wechseljahre nennt und an vielen anderen Fronten. Ihre drei Kinder fordern sie, ein Sohn ist Autist, die Tochter mitten in der nervigsten Pubertät, die man sich denken kann. Ihre Familie konnte sich vor lauter Standesdünkel nie wirklich mit ihrem Mann Paddy, der "nur" Schreiner ist, anfreunden und lässt ihn das bei jedem Familientreffen auch spüren. Die Beschreibung der Familiencharaktere, Eltern und Geschwistern plus Anhang, gehört zu meinen liebsten Abschnitten des Buches. Man ahnt an der Stelle bereits, dass es auch Eliza ihrer Familie nicht recht machen kann. Die Karriere als Schauspielerin hat sich bereits in den Anfängen im Sande verlaufen, mühselig hält sie sich als Sprecherin über Wasser. Auch Paddy, ihr Mann, ist nicht erfolgreich. Er ist ein genialer Handwerker, aber kein Kaufmann, so dass die Eltern gelegentlich finanziell zuschießen müssen. Summa summarum kann man nur zu gut verstehen, dass Eliza, wenn sie an ihrem einzigen Rückzugsort ist, dem kleinen Badezimmer, Ausbruchsfantasien entwickelt. Wie sich das dann umsetzt, darf man gespannt verfolgen. Wer ein unterhaltsames Buch sucht, sich vielleicht in einer ähnlichen Lebensphase befindet, wird seine Freude an dem Buch haben. Eliza wächst einem schnell ans Herz!