Die Töchter des Capitán

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amara5 Avatar

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„Eine eigene Zukunft“ der spanischen Erfolgsautorin María Dueñas erscheint im Insel-Verlag und ist rund 590 Seiten lang.

Emilio Arenas ist trotz seiner Frau und seinen drei Töchtern in Andalusien ein Weltenbummler auf See und arbeitet mal hier und mal dort. Als er irgendwann in New York strandet, faszinieren ihn die spanischen Einwandererviertel in der pulsierenden Metropole - er beschließt zu bleiben, sesshaft zu werden und ein angeschlagenes Restaurant zu übernehmen, aus dem El Capitán wird. Emilio holt seine Frau und seine Töchter Mona, Luz und Vicoria via Schiffspassagen in die Stadt. Und eine ausführliche Geschichte spanischer Emigration beginnt. Die Arenas-Töchter sind nämlich alles andere als begeistert - voller Heimweh, Fremdsprachenprobleme, Kulturschock und anderen Sorgen möchten sie am liebsten sofort zurück in die Heimat. Dann passiert es: Emilio Arenas wird am Hafen von einem herabfallenden Gepäckstück erschlagen und stirbt. Die Geschwister müssen jetzt zusammen mit der Mutter Remedios irgendwie überleben - in den 30er-Jahren als Fremde in New York, mitten in einer Wirtschaftskrise, wo die Kluft zwischen Arm und Reich sehr groß ist.

Es sind aufregende und zähe Momente, in denen man die sehr unterschiedlichen Schwestern auf ihren Wegen in eine jeweils eigene Zukunft begleitet. Kriminelle Machenschaften, große Hilfsbereitschaft von Landsleuten und der Nonne Lito, Liebschaften, das Austesten und Entdecken von eigenen Fähigkeiten.

Die Autorin María Dueñas beschreibt detailliert, bildhaft, eloquent und mit einer Brise spanischer Leidenschaft die verschiedenen Charaktere der Arenas-Töchter, aber auch die Gesichter und Großstadtnöte des New York der 30er-Jahre. Es tauchen viele Menschen auf, die Szenen wechseln schnell und Handlungen wenden sich überraschend - und trotzdem wollte sich bei mir kein durchgehender Spannungsbogen entwickeln. Auch der Klappentext verspricht einen etwas anderen Handlungsstrang. Trotzdem hat Dueñas einen großen Einwanderer- und Schwesternroman geschrieben, der stellvertretend für Emigration und Zusammenhalt in der Fremde steht und mit seinem versierten Sprachstil hervorstechen kann.