Ein Wälzer ohne Wirkung

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Victoria, Mona und Luz – diese drei temperamentvollen Spanierinnen haben ihren Vater kaum gekannt, war er doch ständig auf See und kam nur selten in seinem Heimatland vorbei. Trotzdem folgen sie mit ihrer Mutter seinem Ruf nach New York, wo er endlich sesshaft geworden ist und ein Restaurant zusammen mit seiner Familie führen möchte. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen: Kaum haben die vier ein wenig in der neuen Welt Fuß gefasst, kommt der Vater bei einem Hafenunglück ums Leben. Auf sich allein gestellt, suchen die drei Schwestern nach einem Weg in dieser großen fremden Stadt zu überleben.

Zunächst muss ich erwähnen, dass der Klappentext des Romans den Leser in die Irre führt. So habe ich aufgrund der Formulierung „Sie verwandeln das väterliche Lokal in einen Nachtklub, mit abenteuerlichen Folgen...“ natürlich angenommen, dass sich alles darum drehen würde, wie die drei Schwestern einen Nachtklub gründen und wie sie ihn führen. Tatsächlich soll der Leser nicht einen Tag in diesem Nachtklub erleben. Die Idee dafür kristallisiert sich zwar nach ungefähr einem Drittel des Romans heraus und eine der drei Schwestern widmet sich eingehend diesem Projekt, doch eröffnet wird es nie – aus welchen Gründen, das möchte ich nun aber nicht mehr spoilern. Wie dem auch sei – ich finde es äußerst unbefriedigend, wenn der Klappentext nicht mit dem Inhalt eines Buches übereinstimmt und völlig falsche Erwartungen aufbaut.

Obwohl sich die Autorin augenscheinlich viel Mühe gibt, lebhafte Charaktere zu skizzieren und eine spannende Handlung mit amourösen wie kriminellen Aspekten aufzubauen, ist es ihr nach meinem Empfinden nicht gelungen eine runde und überzeugende Geschichte zu erzählen. Die Lesersympathien für ihre Protagonistinnen versucht sie viel zu krampfhaft zu gewinnen, Zufälle und schicksalsverändernde Begebenheiten häufen sich auf eine geradezu schreiende fiktionale Art und Weise und vieles wirkt einfach nur fehl am Platz. Äußerst ermüdend ist auch die Vorgehensweise der Autorin von jeder neu eingeführten Figur die Lebensgeschichte auszurollen, bevor sie die Haupthandlung weiter fortsetzt. Spannungsfördernd ist diese Vorgehensweise bei weitem nicht und aus rückblickender Perspektive für das Funktionieren des Romans auch nicht zwingend notwendig gewesen.

Aber genau das ist das Problem: Der Roman funktioniert einfach nicht. Jeder Leser kennt es: Entweder verzaubert ein Roman durch seine Leichtigkeit oder durch seinen Tiefgang. Der vorliegende Roman ist weder der einen noch der anderen Kategorie zuzuordnen. „Eine eigene Zukunft“ hat mir weder vergnügliche Lesestunden bereitet noch hat er mich berührt oder zu eigenen Reflexionen angeregt. Nachdem ich diesen fast sechshundertseitigen Wälzer zugeschlagen habe, war ich lediglich erleichtert darüber, den Roman nun endlich beendet zu haben. Das ist wirklich schade, denn die Autorin wollte mit ihrem Werk offenkundig allen Emigranten dieser Welt im Allgemeinen und den spanischen Auswanderern im Speziellen ein feierliches Denkmal setzen.