Toll angefangen, dann aber nachgelassen

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throughmistymarches Avatar

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“Wie wird man glücklich in einer Welt, die nicht perfekt ist?” - diese Frage stellen sich die Protagonisten des Romans „Eine fast perfekte Welt“ (Original: „Terre Promesse“) der sardischen Autorin Milena Argus. Da ist Ester, die sich, nachdem sie mit ihrem Mann aufs Festland gezogen ist, nach ihrer Heimat Sardinien zurücksehnt. Alles erscheint ihr dort besser gewesen zu sein. Doch als sie schließlich zurückkehrt, vergeht die Sehnsucht nicht. Sie träumt weiter von einem Ort, an dem sie glücklich wird. Ihre Tochter Felicita scheint das Glück gefunden zu haben. Sie liebt ihre Heimat und überhaupt nimmt sie das Leben und die Welt, wie sie ihr gerade begegnen. Während sich die Mutter sehnt nach Perfektion, lebt die Tochter im Augenblick. Ihr eigener Sohn Gregorio hingegen scheint nicht hineinzupassen in die Welt voller Momentaufnahmen und Sekundenglück der Mutter. Es zieht ihn nach New York, wo er sich eine Karriere als Jazz-Musiker erhofft. Doch wird er, dort angekommen, sein Glück finden?

Zunächst war ich ein bisschen skeptisch, wie ein Drei-Generationen-Roman auf 200 Seiten erzählt werden soll. Was das betrifft hat Milena Agus hat mich allerdings überzeugt. Kurz und prägnant und dennoch poetisch schafft sie eine gewisse Tiefe. Ihr Schreibstil ist angenehm zu lesen und atmosphärisch. Leider aber schlägt sie im letzten Drittel einen seltsam philosophischen, beinahe predigenden Ton an, der nicht zur bisherigen Erzählung passt. Schade, denn dadurch verlor der Roman meiner Meinung nach seinen Charme.