Witzig!

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singstar72 Avatar

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Ich muss sagen, ich bin ein wenig verwirrt. Warum verschweigt man dem deutschen Leser, dass es sich hier eigentlich um ein Kinderbuch handelt…? Denn das ist es ganz offensichtlich. Es wird aber lediglich als „Sachbuch“ betitelt. Das liegt meiner Meinung nach daneben. Nun gut – sagen wir, für Kinder und Jugendliche. Das wird ganz klar ersichtlich aus dem Tonfall, und der Art des Erklärens.

Ich habe schon auf der ersten Seite gestutzt – als ich als Leser mit „du“ angesprochen wurde. Doch ich las weiter, und da wurde es mir klar. Aha, für Kinder und Jugendliche! Manche Formulierungen sind relativ flapsig und teils sogar witzig: wenn zum Beispiel beschrieben wird, wie die Ureinwohner von Nord- oder Südamerika sicher nicht mit ihrer „Eroberung“ einverstanden waren. Oder was es für Sklaven aus Afrika bedeutete, in den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Auch manche Einzelbegriffe fielen für mich aus dem Rahmen: wenn zum Beispiel von den Adligen Europas die Rede ist, die „superreich“ werden wollten.

Im Ganzen wird hier versucht, dem jungen Leser klar zu machen, warum Menschen damals so gehandelt haben. Es wird die menschliche Seite betont, anstatt Zahlen und Fakten aufzuzählen. Als Krönung dann die Frage, „was hättest du getan?“ Besonders aufgefallen ist mir auch die Tatsache, dass sich der Autor in Religionsfragen sehr neutral verhält.

Die Gestaltung des Buches ist anschaulich und gut gemacht. Es sind zahlreiche Illustrationen vorhanden, die jeweils noch mit einer Erklärung versehen sind. Dabei handelt es sich zumeist um zeitgenössische Gemälde oder Kunstwerke. Zu Anfang jedes Kapitels gibt es eine Zeitleiste, welche die wichtigsten Ereignisse der zu besprechenden Epoche veranschaulicht. Und witzige Grafiken gibt es auch immer wieder.

Nur – warum wird die Leseprobe von einem Text bestritten, der aus der Mitte des Buches stammt? Weil man glaubt, junge Leser interessieren sich vor allem für Entdecker und Eroberer, wovon dieser Abschnitt ja handelt? Ich persönlich hätte eher mit einer Leseprobe vom Anfang des Buches gerechnet, von der Entstehung der Welt eben.

Insgesamt hat mir das Konzept des Buches durchaus gefallen! Wobei ich finde, dass der Titel des Buches zumindest ein klein wenig abgeschaut ist – erinnerte mich stark an Titel von Bill Bryson. Das Buch lässt sich einerseits des vermittelten Wissens wegen lesen – wobei das aber schon recht überblicksartig ist. Andererseits ist es einfach flüssig, nett und witzig geschrieben. Aber mal ehrlich – ein echtes „Sachbuch“ ist es deswegen nicht. Es liest sich eher wie eines der „Was ist Was“-Bücher, die früher so populär waren.