Bunter Mix an Schlaf-Tips

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tintenteufel Avatar

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Günther W. Amann-Jennson beschäftigt sich seit 40 Jahren mit dem Thema des gesunden oder - wie er es nennt - bioenergetischen Schlafs. Er möchte seinen Lesern ein ganzheitliches Schlaf-Konzept anbieten, und so vermittelt schon die Gliederung einen ersten Eindruck von der Komplexität, in der er das Thema beleuchtet:
Neben klassischen Tipps der Schlafhygiene wie Ruhe und Dunkelheit im Schlafzimmer, Beachtung des Tagesrhythmus und des eigenen Chronotyps, der Wirkung positiver Gedanken und beruhigender Meditation geht er auch auf Themen der Thermoregulation, der Schlafposition, der Ausrichtung des Bettes und der Körpererdung und Bioelektrizität ein. Alle Zusammenhänge erklärt er allgemein verständlich und gibt auch Tipps zur praktischen Umsetzung.

Dennoch erfüllt das Buch nicht ganz meine Erwartungen: Ich hätte mir neben den leicht verständlichen Ausführungen noch mehr wissenschaftliche Argumentationen und auch Studiennachweise gewünscht. Das Literaturverzeichnis ist doch ein wenig spärlich und bietet wenig Material zum vertiefenden Selbststudium. Außerdem sind mir die Grenzen zwischen wissenschaftlich Erwiesenem und alternativem Heilwissen oder Esoterik zu unscharf. Spätestens über die Themen Bioelektrizität und Bedeutung der Himmelsrichtungen lässt sich trefflich streiten, hier hätte ich mir eine kleine Relativierung gewünscht und nicht nur den Hinweis auf seine reiche Erfahrung. Spätestens nach der Lektüre von Ferries Buch über Quanten-Bullshit stellten sich mir im Kapitel über bioenergetischen Schlaf als Manifestationswerkzeug bei der quantentheoretischen Begründung im Schnelldurchgang binnen weniger Zeilen (S.250) die Nackenhaare auf.
Auch die durchgehende Werbung für Amann-Jennsons Konzept des bioenergetischen Schlafes und sein Samina-Produkt war nicht nur nervig, sondern weckte in mir auch Zweifel an der wissenschaftlichen Neutralität und Unabhängigkeit. Ist hier das geschäftliche Interesse vielleicht die Triebfeder für die ungeteilte Begeisterung?
Außerdem fiel mir das Kapitel über die Tagesrhythmik und Hormonabhängigkeit guten Schlafs zu dürftig aus: Sowohl die orthomolekularen Zusammenhänge hätten hier mehr Raum verdient als auch die Möglichkeiten der Ernährungsmedizin und gegebenenfalls sinnvoller Nahrungsergänzungsmittel.

Aber trotz dieser Vorbehalte konnte ich dem Buch doch hilfreiche Anregungen entnehmen und werde manches für mich testen. Besonders die Ausführungen zum Schrägschlaf und seine Auswirkungen auf Schlafapnoe und Nebenhöhlenentzündungen fand ich spannend und einen Versuch wert! Zum Glück kann ich in meinem alten Vollholz-Bett ohne Probleme die empfohlenen Kanthölzer für die 5,5°-Neigung einbauen und werde das vielfach angepriesene Samina-Produkt nicht benötigen! Insgesamt bietet dieses Buch aus meiner Sicht neue, durchaus interessante Aspekte in der Beschäftigung mit dem Thema Schlaf aber keineswegs das versprochene ganzheitliche Schlafkonzept.