Nachts auf dem Friedhof

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murphy12 Avatar

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Zur besseren Einordnung meiner Rezi möchte ich darauf hinweisen, dass ich als Erwachsene dieses Buch allein gelesen habe- ohne Beteiligung eines Kindes oder Teenagers. Eine authentische Einschätzung eines Lesers aus der Zielgruppe dieses Buches kann ich somit leider nicht bieten.
Der Klappentext beschreibt den Einstieg in das Buch eigentlich schon sehr gut.
Hauptperson ist Elvis Gursinski, der mit seinen Eltern (in einer Art Wechselmodell) auf dem Friedhof lebt. Nach und nach erfährt der Leser, dass sich die Eltern von Elvis in letzter Zeit verändert haben. Das Ergebnis ist, dass sich Elvis nicht nur im Wesentlichen selbst versorgen, sondern dass er sich auch überwiegend allein um die Instandhaltung des Friedhofs kümmern muss. Seine Mutter ist Altenpflegerin und zudem Künstlerin. Diese Aufgaben vereinnahmen sich zeitweise so sehr, dass sie für Elvis nicht erreichbar ist. Sein Vater überfällt oft eine Müdigkeit oder ein Schwermut, der ihn nicht mehr funktionieren lässt. In diesem Spannungsfeld lebt Elvis und versucht alles selbst zu regeln. Spannend finde ich, dass Elvis zwar „komisch“ auf seine Mitmenschen wirkt und auch keine Freunde hat, sich dennoch aber nicht hängen lässt. Er beschimpft seine Eltern auch nicht- er setzt sich vielmehr ein. Der Umstand, dass er mit Geistern sprechen kann, wird ohne größere Aufregung wie nebenbei eingeführt. Es ist insoweit stimmig und wurde von mir auch nicht hinterfragt.
Die Stimmung in dem Buch empfand ich überwiegend düster und unheimlich. Heitere Episoden gab es zwar auch, aber der Humor spielte für mich eine eher untergeordnete Rolle. Die Spannungskurve umfasst fast das gesamte Buch. Ich konnte mich ihr nicht entziehen und habe ab der Hälfte das Buch es nur noch ungern aus der Hand gelegt. Es ist schön geschrieben. Außergewöhnlich und bemerkenswert fand ich auch, dass der Prolog in einem anderen Stil verfasst wurde, als das restliche Buch.
Elvis und auch Dalia sind als Hauptfiguren gut herausgearbeitet worden. Sie handeln nachvollziehbar und authentisch. Trotz der übernatürlichen Anteile des Buches haben die beiden keine Superkräfte im eigentlichen Sinne und tun sich auch nicht zusammen, um etwas Böses zu besiegen. Sie leben ihren Alltag; bewältigen ihre jeweiligen Aufgaben und stolpern eher zufällig in die eigentliche Problemstellung des Buches. Dadurch wirken sie nicht überheblich oder allwissend. Mir gefallen sie so hervorragend.
Für Kinder und Teenager, die sich auch etwas gruseln mögen, kann ich dieses Buch empfehlen. Ich wurde gut unterhalten.