Wie empfindlich kann Wahrheit sein?

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suse9 Avatar

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Also kürzer geht es wirklich nicht. Aber man nimmt, was man bekommt, und einen ersten zaghaften Eindruck konnte ich auch so gewinnen. Dieser reicht von Belustigung, über Schmerz bis hin zur aufgeregten Erwartung.

 

Belustigung überkam mich beim Lesen einer der ersten Formulierungen: „Seine sympathisch-rechtschaffenden Züge verrieten nicht nur den Engländer,…“ Oh, das ist einfach herrlich. Ich wusste nicht oder hatte vergessen, dass Carré derartig ironisch sein kann. Soweit scheint der Einstieg in den neuen Roman für mich gelungen. Allerdings begegne ich dann leider einem derartig plumpen stereotypen Minister, dass ich mich frage, ob das wirklich ein Roman für mich ist, wenn es auf diese Art weitergeht. Als er dann auch noch häufig den „Modenachsatz“: „…, richtig?“ verwendet, tut mir alles weh. Ich mag dies in meinem Alltag schon nicht und brauche es in einem Buch umso weniger.

 

Aber nun genug genörgelt und nach vorne geschaut, denn hier liegt ein neuer Carré vor. Also wird sich die Handlung schon noch entwickeln und mit ihr hoffentlich auch die Charaktere. Und hier beginnt meine Aufregung. Ich erwarte einfach einen spannenden Fall mit unvorhersehbaren Ereignissen, die mich zweifeln lassen an der Rechtschaffenheit der Menschheit. Ich erwarte nichts weniger als eine gut recherchierte, schlafraubende Geschichte, die hervorragend erzählt ist. Ich erwarte das einfach, weil ich dies bereits von Carré bekommen habe und weiß, dass es sich lohnt, ein Buch von ihm in die Hand zu nehmen. Gespannt warte ich also darauf, wie empfindlich Wahrheit wirklich ist.

 

(Drei Sternchen für die LP und einen Zusatzstern für John le Carré)