Familie und Mord in Schweden

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evelynmartina Avatar

Von

**Engel aus Eis – Camilla Läckberg**

Originaltitel: Tyskungen (Übersetzung etwa Deutschkind, Deutschenbalg)

Inhalt:

Erica Falck findet in den Hinterlassenschaften ihrer verstorbenen Mutter einen in ein blutverschmiertes Hemdchen eingewickelten Naziorden, und drei Tagebücher, die ihre Mutter im Zweiten Weltkrieg geschrieben hat.

Um mehr über die Herkunft und die Bedeutung des Ordens zu erfahren, bringt sie ihn zu Erik Frankel, einem pensionierten Geschichtslehrer, der sich intensiv mit dem Nationalsozialismus beschäftigt. Kurz darauf wird Frankel in seinem Haus ermordet aufgefunden.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Orden, Erica’s Mutter und dem Toten?

Im schwedischen Fjällbacka beginnt die Suche nach dem Mörder. Die Spur reicht zurück in die bewegte Zeit der Vierziger Jahre. Nicht nur die Kriminalisten stellen aufschlussreiche Nachforschungen an, sondern auch Erica und ihr Mann Patrik, der ebenfalls dem Polizeiteam angehört, sich aber im Erziehungsurlaub befindet, mischen mit und kommen dem Geheimnis, das Erica’s Mutter umhüllt, immer näher.

 

Meine Meinung:

"Engel aus Eis" von Camilla Läckberg ist der 5. Band aus einer Reihe über Erica Falck und Patrik Hedström. Trotzdem fällt es einem Nicht-Kenner der Vorgängerbücher leicht, in das Geschehen einzusteigen.
Die Handlung setzt sich aus mehreren Erzählsträngen zusammen, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart sowie dem Privatleben der Protagonisten und dem Fortgang der Ermittlungen hin- und herspringen und konsequent zum Ende geführt werden, ohne dass der rote Faden verloren geht.

Die Lösung des Kriminalfalls liegt allem Anschein nach in der NS-Zeit. Camilla Läckberg schildert auf anschauliche und eindringliche Art und Weise die irrsinnige Ideologie des Nationalsozialismus und ihre Folgen, die schreckliche Zeit des Krieges und die Schicksale der Personen, die für die Erzählung bedeutend sind. In diesen Passagen ist sehr genau zu spüren, daß sie sich intensiv mit der Geschichte und der Thematik beschäftigt hat. Nach und nach werden die Puzzleteile miteinander in Verbindung gebracht, und der Leser ahnt, was damals wirklich geschah.

Leider nehmen im Roman die Sorgen und Nöte von Erica, ihrem Umfeld und den Polizeibeamten einen großen Raum ein. Die Autorin greift gesellschaftliche und soziale Probleme auf, die sicherlich nicht nur in Schweden aktuell sind. Sie widmet sich unter anderem den Anforderungen an Mütter und Väter im Erziehungsurlaub, den Schwierigkeiten in Patchworkfamilien, der Homosexualität und dem Fremdenhass.

Durch die ständigen Szenenwechsel kommt nach einem vielversprechendem Beginn die Aufklärung des eigentlichen Kriminalfalls nur langsam in Fahrt. Gerade dann, wenn es in der Polizeiarbeit neue Erkenntnisse und Fortschritte zu geben scheint, findet man sich plötzlich im Zuhause von Erica, bei ihrer Schwester oder bei Kommissar Mellberg wieder, für den sich offenbar ein neues Glück anbahnt.

Diesen sprunghaften Ablauf habe ich anfangs noch als abwechslungsreich und lebendig empfunden, später jedoch als langatmig und teilweise nervig.

Die Geschichte ist zwar spannend, dennoch hat sie mich nicht gefesselt, nicht weil auf blutrünstige Details verzichtet wird, sondern weil mich die ausführliche Beschreibung der privaten Erlebnisse und Probleme gestört und meinen Lesefluss gebremst hat. Die Idee, die Hintergründe und die schlüssige Durchführung bis zur Lösung sämtlicher Rätsel zum Mordfall hingegen haben mich überzeugt und mir gut gefallen.

Meiner Meinung nach ist die Übersetzung des Originaltitels missglückt, der Bezug zum Inhalt bleibt mir schleierhaft. Ebenso halte ich die Kurzbeschreibung des Verlages zum Buchinhalt für irreführend.

 

Fazit:

Camilla Läckberg’s "Engel aus Eis" ist in meinen Augen solide Krimi-Unterhaltung zu einem interessanten Thema mit einem Ende, bei dem nur eine einzige Frage offen bleibt: Wie geht es weiter mit Erica und Patrik, Anna und Dan, Mellberg und Paula?