Eine eindeutige Empfehlung in dieser Kategorie

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elke seifried Avatar

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„Gutes Essen sorgt für ein gutes Bauchgefühl. Mit einer wachen Körperintelligenz können die eigenen Signale aus dem Bauch und aus dem restlichen Körper wahrgenommen werden. Und diese Achtsamkeit ist die wichtigste Ratgeberin“

Ich beschäftige mich gerne mit gesunder Ernährung und dies ist nicht mein erstes Buch darüber, aber sicher eines meiner Highlights aus dieser Kategorie.

„Jeden Tag treffen wir etwa 20.000 Entscheidungen, darunter auch an die 2000 Essentscheidungen. Nur eine davon ist die, ob man isst oder nicht. Wenn man sich für das Essen entschieden hat, kommen schon die nächsten Fragen: Jetzt oder gleich? Was? Wie viel? Wo? Mit wem? Wie zubereitet? Ist noch etwas im Tiefkühlfach? Dieses oder jenes Gemüse? Knackig oder weich gekocht? Nudeln? Aus Dinkel oder Weizen? Olivenöl? Wenn ja, welches? Und genau für diese Entscheidungen gebe ich Menschen Anregungen und Hilfestellungen:“, denn „Um das Leben in all seinen Facetten leben zu können, sollten wir uns diese Entscheidungen vor allem nicht zu schwer machen“, und die Autorin macht ihre Sache, uns dabei zu helfen, wirklich gut.

Das Buch ist in drei Abschnitte untergliedert. Im ersten Teil wird ein Blick darauf geworfen, welche überraschenden Auswirkungen die Ernährung auf innere Werte sowie unser Körpergefühl und was es mit den unterschiedlichen Kalorien aus Fett, Eiweiß und Co auf sich hat. Im zweiten Abschnitt werden einzelne Lebensmittel, die auf unserem Teller landen, genauer unter die Lupe genommen und dabei die Spreu vom Weizen getrennt, jedoch nichts verteufelt, denn kein Lebensmittel ist per se so schlecht, dass man es auf gar keinen Fall essen dürfte. In einem dritten Teil widmet sich die Autorin dann noch abschließend der Frage, wie wir essen. „Denn ob nun das gesündeste oder wohlschmeckendste Lebensmittel vor Ihnen liegt oder nicht– ob Sie wirklich etwas davon haben, hängt davon ab, ob Sie es genießen können!“ Jeder muss seine eigene Version finden und dazu gibt es hier viele Hilfestellungen.
Die drei Abschnitte sind in kleine überschaubare Kapitel unterteilt, die „leicht verdauliche Wissenshäppchen“ enthalten und dabei auch mit manchem Ernährungsmythos aufräumen. Aufgepeppt mit Essperimenten, Einkaufstipps und auch einigen Rezepten für jeden Geschmack, ist so Abwechslung und Kurzweile geboten,

Die Autorin Dr. Heike Niemeier verfügt über einen breiten Wissensschatz aus ihrem Studium der Ökotrophologie, eigenen Erfahrungen, die sie gemacht hat und auch aus denen, die aus ihrer Arbeit an psychosomatischen Klinken und als Ernährungsberaterin stammen und genau an diesen lässt sie den Leser teilhaben. Das Buch vermittelt anschaulich, mit vielen Beispielen und Vergleichen leicht verständlich auch komplexere Zusammenhänge in unserem Körper und schafft somit das Basis-Know-how für eine gute Ernährung. Sehr gut gefällt mir, dass sie den Leser dabei persönlich anspricht, man hat das Gefühl an die Hand genommen zu werden. „Zeigen Sie Geschmack! Lassen Sie uns einmal– zumindest gedanklich– gemeinsam Öle einkaufen gehen. Wir gehen in einen normalen, aber gut sortierten Supermarkt, der viele verschiedene Öle im Angebot hat. Wir finden dort…“, ist nur ein Beispiel für den einladenden Ton und ihr anschaulichen Stil. Sie formuliert oft mit einem Augenzwinkern, schreibt mit einem plaudernden, lockeren Ton und dadurch, dass die Texte durch Grafiken und Tabellen zusätzlich untermauert und aufgelockert werden, liest sich dieses Sachbuch äußerst unterhaltsam . „Sie finden in diesem Buch an der einen oder anderen Stelle Zahlen, Fakten und Empfehlungen. Ich möchte aber auch sagen: Nutzen Sie diese als Orientierungshilfen und nicht als Gesetze. Denn Essen funktioniert anders als ein Medikament:“ Ebenfalls besonders gelungen finde ich für ein solches Buch, dass nichts als Absolut erhoben, nichts verteufelt wird oder die Autorin uns dazu anhält weniger zu essen. „Denn es geht um das gute Essen– und dazu kann auch ein guter Kuchen gehören.“ Wie schon erwähnt beschäftige ich mich mit Ernährung, einiges war mir bekannt, aber Essen gut, alles gut, hat mir trotzdem noch zahlreiche neue Erkenntnisse gebracht. Wie wird raffiniertes Öl hergestellt, habe ich bisher zum Glück noch nie gekauft, jetzt weiß ich, warum das gut war, ist nur ein Beispiel dafür, ein anderes, dass ich das eine oder andere Lebensmittel mit dem vermittelten Wissen wieder mit viel besserem Gewissen genießen kann. Danke dafür.

Ein richtiges Kochbuch darf man sich hier nicht erwarten. Die Autorin stellt immer wieder vor, aus was ein guter Teller besteht, welche Anteile Obst, Gemüse, Fette und Co ausmachen sollten, dazu gibt es auch einige Rezepte, die mir, wenn auch dünner gesiedelt, sehr gut gefallen haben. Sie sind allesamt leicht abwandelbar, benötigen keine außerordentlichen Gewürze, sodass man nicht erst einmal einen Großeinkauf starten müsste. Auch der Arbeitsaufwand hält sich dabei schön in Grenzen, die Rezepte sind somit tatsächlich auch alltagstauglich und der Genuss kommt sicher ebenfalls nicht zu kurz. Eine ganz besondere Geschmacksexplosion habe ich z.B. auf meinem Gaumen gespürt, als ich die Vanillekarotten getestet habe.

Sehr gut haben mir ihr auch ihre Essperimente gefallen, bei denen man u.a. angeleitet wird, bewusst zu essen, wieder zu lernen, auf seinen Körper und seinen Geschmack zu hören. Da habe ich das eine oder andere schon ausprobiert und werde sicher weiter testen. Damit gibt die Autorin dem Leser wirklich brauchbare und leicht praktisch umsetzbare Tipps, wie man seine Gewohnheiten mit Spaß und Erfolg in Richtung gesündere Ernährung, die Genuss nicht ausschließt, sondern sogar fordert, ändern kann.

Alles in allem für mich ein äußerst gelungener Ratgeber, den ich in meinem Bücherregal nicht missen wollen würde.