Informatib und motivierend

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Der Buchtitel klingt versöhnlich in einer Zeit, in der Festtage und Weihnachtsplätzchen leicht für zusätzliches Hüftgold sorgen: Essen gut, alles gut. Nun ist, wie die Ernährungswissenschaftlerin und Autorin Heike Niemeier natürlich weiß und in ihrem Buch erklärt, nicht jedes Essen gleich gut oder gesund für uns. Trotzdem bringt sie es fertig, in ihrem launig geschriebenen Ernährungsratgeber Tipps und Ratschläge zu einer Ernährungsweise an den Mann und an die Frau zu bringen, die nicht durch Zwänge oder fanatische Verbote geprägt sind. Der freie Wille, er zählt auch beim Kampf gegen Pfunde, Fettleber oder metabolisches Syndrom.

Mit ihrem Buch gibt Niemeier dem Leser einen Leitfaden an die Hand, wie man es angehen kann- wichtig ist, was mit dem eigenen Lebensrythmus, Essensvorlieben, Arbeitstag usw vereinbar und machbar ist. Insgesamt eine motivierende und informative Lektüre für alle, die nicht nur mit Beginn des neuen Jahres ihren Ernährungs-Lifestyle angehen wollen.

Vielleicht trägt zu ja dem relativ verbotsfreien Ton des Buches bei, dass Niemeier nach eigenen Angaben eine "gute Esserin"ist. Allerdings auch ausgesprochen sportlich, Marathonläuferin im Ruhestand - da dürften sich Fettpölsterchen schwer festsetzen. Angenehm ist auch die Bemühung, auf body positivity oder neutrality zu setzen. Sprich: Mit der Ernährungsumstellung sollte es vor allem darum gehen, der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun und den Körper fit gegen Krankheiten zu halten. Es geht nicht darum, einem bestimmten Schönheitsideal nachzujagen - das könnte eher zu Dauerfrust führen, denn wir haben nun mal nicht alle die Konstitution und die Gene eines Fitnessmodels. Und überhaupt, Schönheit gibt es in vielerlei Formen, nicht nur im xxs-Kleiderformat.

Die Zahl von Rezepten ist in "Essen gut, alles gut" überschaubar gehalten. Vor allem wird in kurzen Kapiteln bausatzmäßig und mit Verweis auf andere Abschnitte erklärt, welche Bestandteile der Nahrung wie auf Körper und Stoffwechsel wirken, welche Stoffe unbedingt gebraucht werden, welche sparsam zugeführt werden sollten. Niemeier setzt dabei auf low carb, vermeidet aber das Wort Diät und will Kohlenhydrate auch nicht grundsätzlich verteufeln. Es kommt eben aufs Detail an, bzw auf die gesamte Zusammensetzung des Essens.

Mitunter dachte ich beim Lesen, hier hat die Autorin gegenüber dem zögernden Moppel vielleicht doch ein bißchen zu sehr den Schongang eingelegt. Von wegen, Kalorien zählen ist eher kontraproduktiv? Ist ja eigentlich klar, dass man nicht abnimmt, wenn man nicht weniger zu sich nimmt beziehungsweise mehr verbrennt als üblich. Auch wenn es natürlich schon ein schöner Gedanke ist, allein mit einem anderen Ernährungsmix den Stoffwechsel wieder mehr auf Trab zu bringen und die Fettzellen schrumpfen zu lassen.

Auch mit einigen Ernährungsmythen räumt Niemeier aus ernährungswissenschaftlicher Sicht aus - etwa, dass Eier den Cholesterinspiegel in die Höhe treiben, ja dass Cholesterin insgesamt zu verteufeln sei. Allerdings sind ihrer Darstellung auch Smoothies nicht so gesund, wie gedacht, sondern ziemliche Zuckerfallen. Und der große Teller Pasta sollte vielleicht wirklich nur die Belohnung nach einer intensiven Sporteinheit sein. Genuss will eben verdient werden. Dann gilt auch: Essen gut, alles gut,