Zu fokussiert auf Fleisch, Fisch, Milch und Milchprodukte.

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kampfmuffin Avatar

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Welche Zielgruppe auch immer mit diesem Buch angepeilt wurde, ich gehöre nicht dazu. Ich habe weder etwas Neues dazu gelernt noch wurde ich gut unterhalten. Das Buch bis zum Ende durchzulesen - und das ist in meinen Augen Pflicht wenn man rezensiert - war eine Qual und mehrmals einschläfernd.

Fazit: Keine Kaufempfehlung!

Die Inhalte de Buches schwanken zwischen niveaulosen Geplänkel und pseudo-wissenschaftlichen Erklärungen. Schwer vorstellbar, dass jemand davon durchweg begeistert sein kann.
In den Rezepten werden neben den Zutaten die benötigten Küchenutensilien aufgezählt. Welcher Mensch fühlt sich nicht persönlich angegriffen wenn dort 1 Topf, 1 Schneidebrett, 1 Esslöffel, 1 Teelöffel, 1 Gabel, etc gelistet werden?
Und Leser, die diese Angaben benötigen, werden wohl kaum den Text zwischen den ganzen "Wissenshäppchen" lesen, geschweige denn verstehen.

Der Lesefluss wird immer wieder durch die zusammenfassenden "Wissenshäppchen", "Essperimente" Abbildungen und (wenige) Rezepte unterbrochen. Das Gendersternchen tut sein übriges:
Nichts gegen das Gendersternchen, aber wenn dann bitte einheitlich und nicht so inkonsequent wie in dem vorliegenden Buch.
Bsp:
S.62: "meinen Teilnehmern"
S.303: "eines Frühaufstehers" "Patienten"
S.54: "Teilnehmer*innen"
S.304: "Patient*innen"

Hinzu kommen permanente Verweise auf andere Kapitel im Buch, die das Lesen sehr erschweren.
Bsp: S. 147:
"Gemüse und Obst sind aus ganz unterschiedlicen Gründen die Basis für unser Wohlbefinden, denn wie Sie auf den nächsten Seiten erfahren können, helfen sie uns dabei, nicht sauer zu werden (siehe Kapitel Nur nicht sauer werden!) und knackig frisch und farbenfroh unsere Fitness zu steigern (siehe Kapitel Einen Regenbogen auf den Teller zaubern); sie sind auch das Objekt der Begierde für unsere Freunde im Darm (siehe Kapitel Futter für Ihre Freund*innen) und helfen uns, Geld zu sparen.

Diese Verweise mögen ja vielleicht im E-Book noch einen Sinn haben um automatisch zu einem anderen Kapitel zu springen, sind in der Printversion aber einfach nur überflüssig und störend, zumal die ach-so-fantasievollen Namen wenig Rückschluss darauf geben in welchem Bereich des Buches die Kapitel zu finden sind. Und wer hat schon Lust jedesmal die Kapitelübersicht mit ca 70 Titeln zu durchforsten? Hier wären Seitenangaben angebrachter gewesen...

Leider hat es die Autorin bei den Quellenangaben nicht so sehr mit dem Verweisen wie bei Ihren eigenen Kapiteln. Zwar gibt es am Ende des Buches mehrseitige Quellenangaben, unterteilt nach den zwölf Segmenten im Buch, das hilft einem jedoch wenig weiter wenn sie nur schreibt "Kürzlich konnte man noch von einem ganz anderen, erschreckendem Zusammenhang lesen:..." (S.164), aber keinen Hinweis auf die Quelle gibt. Hier und bei der Wiedergabe von Studien würde ich mir kleine Indizes wünschen, die auf die entsprechende Quelle verweisen!

Inhaltlich wird alles unnötig oft wiederholt (so lassen sich vermutlich besonders viele Verweise auf andere Kapitel einstreuen...).

Frau Niemeier ist eine eindeutige Low Carb - Verfechterin und in diesem Buch werden insbesondere Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte über den Klee gelobt auch wenn der "gute Teller" doch zu 50% aus Gemüse und nur zu 30% aus eiweißreichen Lebensmitteln bestehen sollte.
Bei den eiweißreichen Lebensmitteln scheinen Hülsenfrüchte jedenfalls eine untergeordnete Rolle zu spielen. Die wenigen Rezepte im Buch enthalten fast ausnahmslos tierische Eiweiße.

In Zeiten von Klimawandel ist diese Einstellung mehr als überholt, von den gesundheitlichen Nachteilen (siehe Dr. Greger: "How not to die") ganz zu schweigen.
Einen der wenigen Bezüge zur Klimabilanz findet sich auf S.297/8:
Nach der Empfehlung auf die guten Fette in Fisch, Milch und Milchprodukten zu setzen heißt es bei der Avocado: "Leider hat sie eine sehr schlechte Öko-Bilanz..., so dass sie eher zu einem gelegentlichem Genuss werden sollte."
Im Vergleich zu Fleisch, Eiern und Milchprodukten schneidet die Avocado bzgl. CO2 und Wasserverbrauch tatsächlich wesentlich besser ab. Der Hinweis wäre daher eher bei den tierischen Lebensmitteln angebracht... (einfach mal in einen Rechner eingeben oder googeln)

Schön auch der Satz auf S.178: im Feld "Wissenshäppchen": "Wer frei von einer oder mehreren Lebensmittelgruppen wie Fleisch, Fisch, Milch oder allem Tierischen lebt, sollte seine Ernährung sowie die Blutwerte regelmäßig auf den Prüfstand stellen, um einen sich unbemerkt einschleichenden Mangel frühzeitig entgegenzuwirken." Da stimme ich zu, allerdings sollte das für jeden Menschen gelten, nicht nur für Vegetarier und Veganer, wie hier impliziert. So sind zum Beispiel Mängel in Bezug auf Eisen, Vitamin C, Vitamin B7 (Biotin), Vitamin B9 (Folat) und Vitamin E in der mischköstlichen Gruppe am stärksten ausgeprägt. Und viele Mischköstler haben auch einen Mangel an Jod (>60%), Vitamin B9 (>55%) und Kalzium (>30%).
Wie die Autorin auf den Seiten 35ff schreibt, arbeitet sie in der Praxis gerne mit Blutwerten und sieht bei einer steigenden Zahl Teilnehmern Gesundheitsrisiken. Warum wird die Empfehlung dann hier nicht für alle Menschen ausgesprochen?

Oder S. 179:
"Ein gesunder Körper kann mit ihnen (Anm.: Zucker, Alkohol, Gluten) umgehen, auf die notwendigen Nährstoffe wie Mineralstoffe, Vitamine sowie auf die essenziellen Amninosäuren aus eiweißreichen Lebensmitteln und die essenziellen Fettsäuren aus Fisch ist der Körper jedoch angewiesen."
--> Suggeriert, dass wir alle Fisch essen müssen, dabei lassen sich die essenzielen Fettsäuren - ohne den unnötigen Umweg über den Fisch - direkt mit Algenöl zuführen...

Viele Ihrer Aussagen sind mir auch einfach zu schwammig:
S. 165: "Vermehrt Gemüse und Obst - sowie andere pflanzliche Lebensmittel - zu essen, tut einfach allen gut!"
--> Der erste Teil man noch stimmen, aber pflanzliche Lebensmittel können auch Pommes, oder vegane Fischstäbchen sein. Ich bezweifle das ein vermehrtes Essen so besonders gut tut...

S 184: Thema Eiweiß: " In meiner Praxis mache ich beim Auswerten von Essprotokollen die Erfahrung, dass das eine Menge, die die meisten Menschen mit normalen Lebensmitteln kaum oder nur selten schaffen."
--> auch hier zu ungenau: Die Menschen, die die Beratung der Autorin in Anspruch nehmen sind nicht gleichzusetzen mit den "meisten Menschen"

S.153: "Daher müssen Mahlzeiten her, die schnell gehen und uns auch im Gleichgewicht halten. Eines erfahren Sie gleich, andere finden Sie an anderen Stellen in diesem Buch."
--> Bitte "Mahlzeiten" durch "Rezepte" austauschen oder den nächsten Satz mit "Eine" beginnen.