Das Baby in der Gemüsekiste

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allegra Avatar

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Aus den Informationen des Klappentextes schließend, handelt es sich bei der Leseprobe um einen Rückblick von Eva, inzwischen vierzig jährig, die ans Sterbebett eines Mannes, Vito Amania,  gerufen wurde, der eine Zeit lang Gerda geliebt hat und für Eva ein Vater war. Eva erinnert sich, vermutlich aus früheren Erzählungen ihrer Mutter, an ihr Leben im Südtirol.

Die Leseprobe erzählt die Geschichte der jungen Gerda, die noch nicht mal 20 Jahre, eine uneheliches Kind hat und gezwungen ist, dieses bei Bauersleuten zu lassen, nachdem es weder bei ihrer eigenen Familie noch in einem Kloster eine passende Möglichkeit gab. Gerda arbeitet als Küchenhilfe in einem Hotel, das von der gestrengen Frau Mayer geführt wird. Die Zeiten sind sehr schwer und es gibt kaum Arbeitsplätze. Für eine junge Mutter eine fast aussichtslose Situation, da sie auch ihre Ehre verloren hat.

Auf einer anderen Erzählebene werden politische Entwicklungen dargestellt. Ohne zusätzliche Informationen sind diese sehr schwer einzuordnen. Mit der Geschichte um Gerda überschneidet sich diese eingeschobene Passage in der Person von Peter Huber, dem Ehemann von Gerdas Freundin Leni, der regelmäßig sein Dorf verlässt, um mit dem sogenannten „Tränenbus“ nach Mailand zu fahren zu Verhandlungen am Schwurgericht. Er engagiert sich für das Südtirol in einer Separatistengruppe und man kann vermuten, dass er sich dafür auch in Gefahr begibt. Seine Frau Leni wird getröstet, dass es sich um ein „Opfer für die Heimat“ handelt.

So ganz klar werden die Zusammenhänge wohl erst, wenn man die ersten 150 des Buches lesen kann.

Die Sprache ist einfach gehalten, wie man in den Bergtälern spricht. Die Landschaft ist rau, die Bewohner des Bergtals einsilbig und garstig. Die Personenbeschreibung der Hauptprotagonistin Gerda ist sehr liebevoll und die rabiate Frau Mayer kann sich lebhaft vorstellen, wie sie mit eiserner Faust ihrem Hotel vorsteht.

Ein Buch, das einem bestimmt ein weniger bekanntes Kapitel der jüngeren europäischen Geschichte näher bringt und bestimmt eine herzerweichende Geschichte um die junge Gerda -  ich würde es sehr gerne vollständig lesen.