Eva Huber - eine Kindheit in Südtirol

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buecherfan.wit Avatar

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Irmgard Mayer führt nach dem Tod oder Weggang ihrer fünf Brüder ein strenges Regime in dem von den Eltern übernommenen Hotel in Meran. Nur Chefkoch Neumann kann sich ihr gegenüber behaupten, z.B. indem er darauf besteht, dass Hilfsköchin Gerda Huber nach der Geburt ihres unehelichen Kindes wieder im Hotel arbeiten darf. Dies wird ihr gestattet unter der Voraussetzung, dass das Kind den Hotelbetrieb nicht stört. Als die kleine Eva fast ein Jahr alt ist, muss Gerda ihr Kind weggeben, um ihren Job nicht zu verlieren. Ihr Vater hat sie aus dem Haus geworfen, als sie schwanger war, bei ihrem Onkel findet sie ebenfalls keine Hilfe, weil die Frau ihres Cousins es nicht will. So gibt sie ihr Baby in der Großfamilie von Sepp Schwingshackl ab, in dessen Haus auch seine Tochter Leni mit ihren beiden Kindern Zuflucht gefunden hat. Leni ist Gerdas Schwägerin, ihr Mann Peter Huber Gerdas Bruder, der vor einiger Zeit verschwunden ist. Der Leser erfährt, dass Peter Huber politisch aktiv ist und mit seinen  Schützenbrüdern an dem Mailänder Prozess gegen die Bombenleger teilnimmt. Hier kommt der zweite Handlungsstrang ins Spiel, der sich mit der Geschichte Südtirols befasst, speziell mit den Autonomiebestrebungen der deutschsprachigen Minderheit, die seit dem Vertrag von 1918 und der darauf folgenden Annexion Südtirols durch die italienische Armee unterdrückt und diskriminiert wird. Hier erfahren wir schon eine Menge über die  Attentate und Prozesse der 60er Jahre, die Unterdrückung von deutscher Sprache und Kultur und die Unrechtsurteile, durch die die Gefangenen verhöhnt und ihre Folterknechte unter dem Jubel der Bevölkerung freigesprochen wurden.

Die Leseprobe bietet Anreiz genug, den ganzen Roman zu lesen, auch wenn die im Klappentext angesprochenen Themen - Gerda Bauers schweres Leben und Evas Sehnsucht nach einem Vater - noch nicht zur Sprache kommen. Die Leseprobe setzt auf  S. 152 ein und ist dennoch gut lesbar und ohne Probleme zu verstehen. Man möchte wissen, was vorher passiert ist und wie die Begegnung mit der wichtigsten männlichen Bezugsperson in ihrem Leben abläuft. Francesca Melandris "Eva schläft" scheint auf jeden Fall ein  interessanter Roman zu sein.