Der dich beschützt

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owenmeany Avatar

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Dass sich hinter dem beliebten Urlaubsparadies Südtirol eine so schmerzensreiche Geschichte verbirgt, erfährt man wohl aus dem Besuch eines Museums oder einer Gedenkstätte, fühlbar wird diese jedoch in den davon betroffenen Schicksalen.

Vor der Kulisse des Bergpanoramas entfaltet Melandri eine Familiengeschichte über mehrere Generationen einer deutschsprachigen Südtiroler Familie hinweg fast das gesamte 20. Jahrhundert hindurch. In Rückblenden und Vorausdeutungen flicht sie aus mehreren Zeitsträngen einen Zopf, der an den Knotenpunkten die tragische Abhängigkeit des menschlichen Lebens und seiner Beziehungen von politischen Entscheidungen darstellt.

Gut recherchiert sind die historischen Fakten, die Personen anrührend charakterisiert. Dass mich das Ende eines Romans zu Tränen rührt, ist mir schon lange nicht mehr vorgekommen - dabei ist die Schilderung gar nicht rührselig, sondern eher lakonisch. Ob es um die tapfere, starke Gerda geht, die trotzige Eva, den liebenswerten Ulli, den verwöhnten, egoistischen, neureichen Hannes - vor meinem inneren Auge erscheinen alle plastisch und greifbar. Ihre Entscheidungen liegen in den Umständen begründet, sind logisch, nachvollziehbar und zu akzeptieren, bei aller Tragik.

Melandri ist ein Familienroman von höchster psychologischer Intensität und dabei einer beeindruckenden tiefen Humanität gelungen, der jedem Leser den Horizont weitet auf das, was wirklich zählt im Leben: das große Glück zu leben und zusammen sein zu dürfen.