Eva schläft

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craisydaisy Avatar

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Dieses anspruchsvolle Buch erzählt die Geschichte Südtirols von 1919 bis 1998 anhand der Geschichte von der Hilfsköchin Gerda und ihrer Tochter Eva. Zu Beginn des Romans bekommt Eva einen Anruf, der todkranke  Vito Anania möchte sie noch einmal sehen...

In dem Buch gibt es zwei Erzählstränge, deren Kapitel sich abwechseln. In den Abschnitten, die Jahreszahlen als Überschriften haben, wird die Geschichte Südtirols erzählt. Es werden die politischen Gruppierungen beschrieben und deren Aktivitäten. Auch die Schicksale weiterer Verwandter, Gerdas Eltern, Brüder und Evas Cousins  werden geschildert. Evas leiblicher Vater wird ebenfalls erwähnt, aber Gerda möchte mit ihm nichts mehr zu tun haben. Man erlebt mit, wie sich die arme Bauerngegend zu einen Touristenmagnet entwickelt. Jedes zweite Kapitel beginnt mit einer Kilometerzahl, Eva sitzt im Zug, der sie zu Vito bringt,  von Südtirol bis ans andere Ende von Italien bei km 1397. Während der Fahrt läßt Eva, die inzwischen 40 Jahre alt ist, ihr bisheriges Leben Revue passieren. Vito war der einzige der vielen Freunde ihrer Mutter, den sie als Vater betrachtete. Er wollte  Gerda heiraten und Eva in ihrer Entwicklung begleiten. Als er sich aber entscheiden muß zwischen seiner Karriere und der Heirat mit Gerda, also einer deutschen Südtirolerin, die auch noch einen Bruder hatte, der bei einem Sabotageakt gegen die Regierung starb, nimmt Gerda ihm die Entscheidung ab und macht Schluß. Eva war zu klein, um das zu verstehen und ihre Mutter hat es ihr auch nicht erklärt. Wie sie am Ende der Reise erfährt, hat Vito ihr Briefe geschrieben, die Gerda alle wieder zurück geschickt hat. Zum Glück trifft sie Vito noch lebend in seiner neuen Familie an und sie sprechen sich aus. Es war noch nicht zu spät, nur später...

Francesca Melandri hat mit diesem Buch keine leichte Lektüre geschaffen. Gerade die beiden Erzählstränge machen das Buch interssant. Durch das Beschreiben der verschiednen Volksgruppen in Südtirol entwickelt man Verständnis für ähnliche politische Situationen, z. B. das ehemalige Jugoslawien mit Serben und Kroaten. Der Schreibstil ist flüssig, das Buch jedoch in einem durchzulesen, war mir doch zuviel, da man sich auch die vielen agierenden Personen immer wieder vergegenwärtigen musste. Für Südtirolfans ist das Buch ein Muss!