Eva schläft

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urmeli Avatar

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Eva reist in Zügen quer durch Italien von Südtirol nach Sizilien. Sie hat erfahren, das der einzige Mensch, den sie als Vater gesehen hatte, im Sterben liegt. Während der langen Reise beobachtet sie die Landschaft, die Mitreisenden und denkt an ihre eigene Vergangenheit, ihr Leben zurück.

Eva wurde Anfang der 60er Jahre in Südtirol geboren. Ihre Mutter Gerda fing als Küchenhilfe in einem Hotel an zu arbeiten, schaffte es im Laufe ihres Lebens zur Chefköchin aufzusteigen. Gerda verliebte sich in Hannes, von dem sie nicht wusste, dass er einer verfeindeten Familie angehörte. Sie wurde schwanger - mit Eva - und nicht nur eine Heirat war ausgeschlossen, sie wurde von ihrem Vater verstoßen und ihre Mutter starb plötzlich an Herzversagen. In dem Hotel konnte sie glücklicherweise weiterarbeiten - ihr gutes Aussehen halfen dabei - jedoch nur so lange, wie Eva keinen störte. Fast ein Jahr lebte Eva in der Küche, doch als sie anfing zu laufen musste sich Gerda von ihr trennen. Sie fand eine Familie, die Eva bei sich aufnahm wie ein eigenes Kind. Eva verlebte dort eine glückliche Kindheit und 2 Monate im Jahr konnte sie mit ihrer Mutter zusammen verbringen. Auch Gerda fand das Glück wieder. Sie verliebte sich in Vito, einem Militärangehörigen aus Sizilien. Und Eva erlebte zu ersten und einzigen Mal wie es ist, einen Vater zu haben. Doch politische und moralische Gründe verhinderten eine Heirat, das Glück aller zerbrach.

Einen weiten Raum nimmt die politische Geschichte Südtirols, die Probleme der deutschsprachigen Minderheit in Italien ein. Ein interessantes Thema, über das zumindest ich, noch nie etwas gelesen hatte. Familienfehden, kulturelle Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden Italiens, Homosexualität, Nationalsozialismus, Inhaftierungen und Zwangsumsiedlungen werden geschickt mit Evas Lebensgeschichte verwoben. Es ist ein flüssiger Schreibstil gewählt worden, dennoch verlangt der Roman durch häufige räumliche, zeitliche und Personenwechsel erhöhte Aufmerksamkeit.